nwesen Von niemandem gehindert, von niemandem erwartet brachen die grönländischen Untiere ein, diese abenteuerlichen, den Menschen gräßlichen Wesen, Mißschöpfungen einer unmäßigen Kraft, die über Grönland aus dem schrecklichen Flammenschleier blies. Rudel der keuchenden blasenden Wesen ruderten flogen über den Ozean, straßenlange Reptilien, schwarzbäuchig, manche schillernd beschuppt, manche mit scheckiger Haut und breiten stumpfen Mäulern, manche wie Krokodile gepanzert. Dann Vogeltiere mit langen spitzen Zähnen, die in Doppelreihen standen. In Haufen zogen sie an, einzeln wie Festungen und Schiffe, eine Masse von Felsen Baumwaldungen Tieren mit sich schleppend. Sie schwärmten an, verhüllt unter den Waldungen auf ihren Rücken; mit den Füßen rissen sie sich die Moose und Schachtelhalme ab, die über ihre Augen wucherten. Bisweilen stürzten sich fliegende Echsen in die See, um die Flammen zu löschen, die an ihren Hälsen, auf ihren Rücken entstanden. Mit der Angst gejagter Wesen flohen sie. Zwischen ihren Zehen, auf ihren rollenden aderdurchzogenen Flughäuten wurden Schlachten zwischen den Geschöpfen geschlagen, die sie mitschleppten. Sie klammerten sich an die Krallen der Ungetüme an, hingen an deren geblähten Halswampen in Reihen Ketten Girlanden. Tauchten die Tiere in See, so wurde der größte Teil der Bevölkerung von ihnen abgeschwemmt, schwamm an der Oberfläche, suchte die großen Tiere wieder zu fassen, wenn sie hoch kamen. In die See tauchend spülten sich die wandernden Tierriesen die zerfallenden Leichen ab. Aber mit sich selbst, unter sich schleppten sie Leichen.

 Sie kämpften miteinander, sobald sie sich berührten, schlangen zerrissen sich. Und je mehr sie sich von Grönland entfernten, um so größer wurde ihre Not. Über See erschlugen sie sich; hungrig, aber oft konnten sie sich von den Besiegten nicht losreißen, die sich an ihren Rüsseln Borsten Hornplatten verklammert hielten. Mit der triefenden Masse wankten sie weiter, die Sprossen in sie hineintrieb, Und wie die Untiere die offenen, von dem rosenfarbigen grönländischen Licht nicht beschienene Meere befuhren, die Kälte über sie kam, wurden sie unsicher. Zuckten zwischen Meer und Himmel auf und ab, flüchteten vom Meer in die Wolken, die sie nicht wärmten. Sie konnten wenig sehen unter dem trüben Sonnenlicht. Verwirrt kehrten viele um. Aber die Geschwader der neu abfliegenden Tiere kamen über sie; diese Tiervölker zerrissen sie, schleppten sie nach Süden weiter. Unauffiörlich wie ein Blütenbaum seinen gelben Sonnenstaub warf Grönland seine lebendigen Massen von sich. Auf Skandinavien schmetterten sie nieder; dies war das erste Land, auf das sie stießen. Fjorde mit Granitklüften, wenige Wiesen, Schneeberge im Hintergrund. Hunger Beklemmung trieb die wandernden Untiere von Tag zu Tag stärker. Da prasselten sie über die Klippen, bedeckten kleine Menschensiedlungen. Im Sturz zerschellten viele, die sich über das Land warfen, als wären es Wellen. Die lebend herunterkamen, fingen an am Boden, an den Klippen zu beißen zu kauen zu schlingen. Zerrissen sich die Gaumen, ihre Zähne splitterten. Dröhnend drohend erhoben sie sich von ihren felsigen Opfern, schlugen mit den Klauen auf ihnen herum, schluckten mit blasenden Nüstern Steinbröckel Kiesel, griffen sich nach dem Rücken, stopften sich Farne, die sie abknickten, hinterher. Die Steine zerschrammten schlitzten ihnen den Darm. Speiend drehten sie sich im Kreise.

Nach Bergen kam ein Rudel vogelartiger Echsen mit den Rückenhöckern von Dromedaren, langen Hälsen, zweifüßige beflügelte Unwesen, die ein helles Schreien bei ihrer Annäherung ausstießen, das sich wie Kichern anhörte. Sie zerdrückten eine Zahl von Straßen und Anlagen. Mit den Haustrümmern stopften sie sich Menschen in den Schlund. Brände brachen um sie in der Stadtschaft aus. Die Waldungen von Farnen Bärlappbäumen auf den Tierrücken wurden ab und zu von dem Feuer ergriffen. Zerstörend warfen sich die flammenden Tiere um, wälzten sich durch die Stadt.

Eine eigentümliche Art Fischwesen war gleichzeitig bei Bergen aus dem Meer aufgestiegen, Wesen von außerordentlicher Länge, die noch die der Echsen übertraf. Sie waren übermäßig wurmartig schmal gewachsen, hatten ein Wirbelskelett, das mit Schädel Rippen Wirbelkörper deutlich an dem fleischlosen Leib sichtbar war. Diese Tiere schienen sinnlos vor Hunger zu sein, waren halbblind. Wie Schlangen ringelten sie tonlos die Klippen vom Meer herauf; ihre Leiber nahmen kein Ende. Sie schnauften mühsam, paßten sich der Luft an. Aber eine ganze Zahl schnellte zu rasch aus dem Wasser hoch; ihre schmächtigen Leiber schwollen plötzlich an, zuckten hingen über den Klippen; die Därme quollen ihnen aus den Schnauzen. An ihnen schlangen die Vogelechsen. Sie kamen alle nicht weit. Flogen etwas, senkten sich wieder auf den Boden. Es schien, als ob der Rest ihrer Kraft sie bei der Berührung mit den kalten Steinmassen der Erde verließ. Keines der skandinavischen Tiere, obwohl von niemandem verfolgt, kam über den sechzigsten Breitengrad auf dem Landweg nach Süden. Sie fraßen Bäume Ackererde. Dann lagen sie lahm. Warfen sich, schnellten wie in einem Anlauf hoch, verkamen. Die Waldungen Gärten Vögel Weichtiere hatten sie schon verschlungen, oder sie waren verbrannt, In die Erde fraßen sich die grönländischen Untiere ein, wie sie starben. Wuchsen dann sonderbar in ihre Gräber. Wo sie reglos lagen, wucherte die Erde, die sie verschlungen hatten, in ihren Mäulern, zwischen ihren Vogelkiefern, in den Schlundröhren, Eingeweiden aus, durchdrangen die Weichteile in langen spitzen Kristallen, sogen die Weichteile nach. Und um die Leiber herum, in den Bodenhöhlungen zitterte die Erde, ließ feine Kristallbündel sprießen, so daß die Riesenleichen in zackigen Nestern lagen. Die Körper der Untiere selbst aber vom Boden verschlungen, waren nichts als eigentümliche Bodenerhebungen, die sich wie Tierrümpfe über den Berghängen, über Ackerflächen hinzogen, von blitzenden Steinen begleitet. Die Untiere, die weiter den Süden erreichten, Jütland bestiegen, sich nahe Hamburg zeigten, waren Quallen und Medusen mit Armen, die sich untereinander zu starken Schwimmflossen verbanden. Auf das flache Land, über die sandigen Küsten wälzten sich in einem wilden Trieb, in zitternder Verwirrung die riesenstarken gallertigen Wesen. Ihre Körper, unter dem grönländischen Licht blühend durchsichtig, hatten in der Kälte der Meere die Gelbröte des Dotters angenommen; blutige geschwollene Stränge durchliefen sie. Sie rollten fauchten; dellten sich krampfhaft zusammen, sprangen flogen vorwärts. Sie spritzten Schleim um sich, sanken mehr in sich zusammen. Über Flüssen hingen sie, pumpten Wasser in sich. Aber dies Wasser war nur eine Erinnerung an das Wasser, in dem sie gediehen waren; war schweres kaltes liebloses Wasser. Sie soffen mehr, spien es im Wirbel aus. Ihre Arme hangelten nach Blöcken an den Wegen, würgten sie sich in die Mundöffnung. Diese Blöcke konnten sie nicht zerknirschen; die stürzten ihnen durch die Darmwindungen. Über die Landschaften sanken die schattenhaften Wesen hin. Bräunlich und violett tröpfelte Blut von ihnen; sie fielen wie mächtige Spinngewebe über die jütischen Ebenen.

Wen die Fasern des Gewebes berührten, was von dem dampfenden blasenwerfenden Blut bespritzt wurde, veränderte sich im Augenblick. Schafherden leckten übergischt an dem Blut. Die Zunge quoll ihnen über die Zähne weg, fiel auf das Gras, sich verbreiternd verdeckend. Die Tiere standen da, zerrten an den fürchterlichen Organen, an denen sie sofort erstickten. Andere zogen glitzernd blökend an den roten Fleischmassen, die ihnen unaufhaltsam aus den Mäulern wuchsen; zugleich schwoll ihnen auch der Gaumen, Rachen, den der Saft berührt hatte. Die dehnten, wölbten sich. Riesenschädel, den ganzen Rumpf in Umfang und Gewicht übertreffend, trugen sie auf den Hälsen, die zu schwach für die Last waren. Die Schafe wurden auf den Boden hingezogen, zappelten mit dem kleinen Anhang ihrer Rümpfe. Rasch kamen eine Anzahl Tiere um, die gierig an dem Blut der Medusen geschluckt hatten und deren Leib Rippen Rückgrat von den anschwellenden Eingeweiden in Stunden zersprengt wurden. Bei Hamburg erfolgte das erste große Verderben der Menschen. Siedler und Einwohner der Stadtschaft wurden betroffen. In die Häuser hinein wurden im Bogen das Blut und der Schleim der verendenden Urtiere gesprenkelt. Menschen, die am Kopf oder den Gliedmaßen begossen wurden, verloren im Augenblick die Besinnung. Ihre wuchernden Organe erdrosselten sie selbst. In den Zimmern wurden Menschen, denen eine Hand bespritzt war, von den schweren wuchernden Fleischmassen aufgesogen; die Hand die Finger füllten den ganzen Raum, kleiner kleiner schumpften Arme Beine der Rumpf dahinter. Das Herz schlug nicht mehr, die Menschen lagen weiß tot, nicht größer als eine Faust, manchmal wie ein Apfel, ein Karton einlaufend unter dem dunstenden Riesenorgan, dessen Haare wie Spieße aufrecht standen, die an den starren Wänden geknickt wurden. Die tolle Szene in der kleinen Bauernsiedlung, wo eine Bäuerin den Hahn gefaßt hatte, um ihn in den Stall zu tragen. Der Kopf des krähenden Vogels, seine bespritzten Füße jäh anwachsend machten sich nicht los von den Armen und der Schürze der Frau. Die Frau wurde von der Last hingeworfen; die Krallen des Vogels durchwuchsen die Arme der schreienden gellenden schlagenden bald ohnmächtigen. Das Tier lag auf dem Weib, wuchs auf ihm, über Menschengröße. Der Kopf und die Füße wuchsen. Der Rumpf aber hatte noch Leben, so dürftig er auch war; denn die Füße waren in das starke fette Weib verwurzelt, Aus der sogen die Organe ihre Stoffe. Das Weib rann in ihren Kleidern ein. War längst tot, ihr Kopf schon hinter ihrem Halskragen, unter dem Brustausschnitt verschwunden. Leere Hüllen der Ärmel; der Kalk der Knochen wurde aufgesogen. Nach langen Stunden erlosch an dem Vogel das schreckliche Wachstum. Das Tier war selbst schon tot, von seinen Gliedern aufgezehrt. Man sah Schweinsohren, Ochsenschnauzen durch die Dachsparren ihrer Ställe wachsen; noch kläglich brüllten die, dann verstummten sie. Es waren überall bewußtlose sterbende Wesen, die so wuchsen. - (gig)

Wesen
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Untier
Synonyme