nterschlupf  Er sah die Kuh an, und die Kuh sah ihn an; dann plötzlich versetzte er ihr einen Fußtritt in die Seite. »Steh auf!« sagte er.

Langsam richtete sich das Tier hoch, so daß das schwere Euter herabhing; da legte sich der Mann rücklings zwischen die Hufe des Tieres, drückte mit beiden Händen das warme geschwellte Fleisch, das nach Stall roch, und trank lange, lange. Er trank, solange Milch aus der lebendigen Quelle floß.

Aber der eisige Regen fiel immer dichter, und die ganze Ebene war kahl, zeigte nirgendwo einen Unterschlupf. Er fror; und er starrte nach einem Licht, das aus dem Fenster eines Hauses fern zwischen Bäumen blinkte.

Die Kuh hatte sich schwerfällig niedergelegt. Er setzte sich daneben und kraulte ihr dankbar, daß er genährt war, den Kopf.  Ihr dichter, starker Atem, den sie wie zwei Dampfstrahlen in die Abendluft stieß, strich dem Zimmergesellen übers Gesicht, und er sagte: »Ja, dir ist nicht kalt da drin.«

Er fuhr mit den Händen über ihren Bug, unter die Beine, um Wärme zu finden. Da kam ihm der Gedanke, sich an ihren dicken warmen Leib zu schmiegen und so die Nacht zu verbringen. Er suchte also eine geeignete Stelle und legte seinen Kopf auf das mächtige Euter, das ihn vorher genährt hatte. Zerschlagen vor Müdigkeit, schlief er sofort ein.

Aber er erwachte mehrmals mit eisigem Rücken oder Bauch, je nachdem, welche Seite er an die Flanke des Tieres gelehnt hatte; dann drehte er sich, um die andere, der Nachtluft ausgesetzte Körperseite aufzuwärmen und zu trocknen, und schlief bald wieder seinen erschöpften Schlaf.

Ein Hahnenschrei trieb ihn hoch. Der Morgen brach an; es hatte aufgehört zu regnen; der Himmel war klar.

Die Kuh lag mit dem Maul am Boden; er bückte sich, indem er sich auf seine Hände stützte, um ihr die breiten feuchten Nüstern zu küssen, und sagte: »Leb wohl, meine Schöne ... auf ein andermal... bist ein gutes Tier ... Leb wohl...«

Dann zog er seine Schuhe an und ging.  - (nov)