Unterlippe  Oh, was für eine Kreatur das war! Es war keine Kröte, sondern ein Mann, der sich auf allen vieren bewegte. Der riesige, völlig kahle Kopf saß tief zwischen den Schultern, entweder durch einen Geburtsfehler, oder vor Alter, denn diese Kreatur war ohne jeden Zweifel alt, uralt. Ich fragte mich, wie alt sie sein mochte, fand jedoch keine Antwort. Das breite Gesicht war eingesunken, voller Falten, und sah aus wie in der Sonne getrocknetes Leder. Die Unterlippe hing auf das vorstehende, knochige Kinn herab. Zwei gelbe, hauerähnliche Zähne standen aus den Winkeln des breiten Mundes hervor, alle anderen waren ausgefallen, und von Zeit zu Zeit leckte diese Kreatur mit der Zunge über den leeren, weißen Gaumen, und es wirkte, als ob eine Schlange züngelte. Das Auffallendste an diesem Ding aber waren seine Augen, die groß und rund waren, wahrscheinlich wirkten sie so, weil das Fleisch um sie herum eingesunken war. Es sah aus, als ob sie direkt in den Augenhöhlen des Schädels säßen. Und diese Augen funkelten wie Feuer; zeitweilig schienen sie buchstäblich aufzuflammen.   - Henry Rider Haggard, Die Heilige Blume. München 1985 (zuerst 1915)
 
 

Lippen

 

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