nterhose   Er nickt. Sein Blick wendet sich nach innen. Seine Stimme klingt eintönig, abgehackt, als läse er einen hundertmal wiederholten, längst auswendig gekannten Orientierungsbericht. »Quer über den Hof - die Autogarage. In der Autogarage die Todesmaschine. Links eine Toreinfahrt. Wenn man genug Material für den Henker hat, verhängt man ihr vorderes Gitter mit einem schwarzen Tuch. Heute wird hier gestorben, heißt das. Wartezimmer zum Jenseits, heißt das. Sie kommen aus den Todeszellen. Durch einen verborgenen Gang. Einer nach dem anderen. Mit abgelegten Kleidern. Nackt, bis auf ein kurzes Unterhöschen. Wenn es kalt ist, zittern sie. Nicht, weil sie Angst haben - fast keiner hat Angst -, sondern weil sie frieren. Wenn es kalt ist...« Er verstummt und schüttelt den Kopf. »Man wartet immer, bis es mehrere sind«, fährt er dann einförmig fort. »Für einen allein ist es wohl zu teuer. Sie stehen herum und werden aufgerufen. Während der erste den Todesschuppen betritt, muß der zweite sein Höschen ablegen. Zusammengefaltet auf einen Stapel. Wegen der Spinnstoffe. Und weil man es dann später nicht zu waschen braucht. So geht es immer umschichtig. Aufruf - Höschen ablegen. Aufruf - Höschen ablegen. Bis der letzte in der Garage verschwunden ist. Zwei Minuten dauert jeder Fall. «  - Ruth Andreas-Friedrich, Der Schattenmann. Tagebuchaufzeichnungen 1938-1945. Notat vom 17. Mai 1944. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1947)
 
 

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