nsinn
 

Mandelkerngedicht

Zwischen Akten, dunkeln Wänden
Bannt mich, Freiheitbegehrenden,
Nun des Lebens strenge Pflicht,
Und aus Schränken, Aktenschichten
Lachen mir die beleidigten
Musen in das Amtsgesicht.

Als an Lenz und Morgenröte
Noch das Herz sich erlabete,
O du stilles, heitres Glück!
Wie ich nun auch heiß mich sehne,
Ach, aus dieser Sandebene
Führt kein Weg dahin zurück.

Als der letzte Balkentreter
Steh ich armer Enterbeter
In des Staates Symphonie,
Ach, in diesem Schwall von Tönen
Wo fand ich da des eigenen
Herzens süße Melodie?

Ein Gedicht soll ich euch spenden:
Nun, so geht mit dem Leidenden
Nicht zu strenge ins Gericht!
Nehmt den Willen für Gewährung,
Kühnen Reim für Begeisterung,
Diesen Unsinn als Gedicht!

 
- Joseph von Eichendorff

Unsinn (2)  Untersucht man, was Menschen bewegt, was über längere Geschichtszeit hin an Bewegungen wirklich stattfindet, dann sind alle Arbeiten von Filmemachern idées fixes. Die Gesamtproduktion an Filmgeschichte ist ärmlich gegenüber dem, was an Realität Film ist. Es ist eine große Spinnerei, was davon in Filme eingeht. Kino ist Unsinn: nämlich unsinnlich insofern, als wir Teilstücke verfilmen, d. h. sinnlich kalt sind gegenüber dem Nicht-Verfilmten. Einen Sinn ergibt das nie. Jede Tageszeitung ist als eine Gesamtproduktion dem Film überlegen, zumindest im aktuellen Bereich. Die Filmemacher werden aber ihre Parzellenwirtschaft nicht aufgeben. Deshalb: zum Unsinn hin. Sinnzwang verstärkt den Mangel. Rabiater Unsinn hat wenigstens seinen Zusammenhang. Wer mehr verspricht ist ein Narr. - Nach: Alexander Kluge, Die Patriotin. Texte/Bilder 1-6. Frankfurt am Main 1979

Unsinn (3)  Historia in nuce. — Die ernsthafteste Parodie, die ich je hörte, ist diese: „im Anfang war der Unsinn, und der Unsinn war bei Gott!, und Gott (göttlich) war der Unsinn." - Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches (zuerst 1878)

Unsinn (4)  Die Dachziegel fielen herab, aber der Wetterhahn saß fest, er drehte sich nicht einmal, er konnte es nicht, und doch war er jung, frisch gegossen, aber besonnen und gesetzt; er war wie ein Alter, glich nicht den flatternden Vögeln des Himmels, den Sperlingen und Schwalben, er verachtete sie, »die Piepvögcl, gering an Größe und ordinär!« Die Tauben seien groß, blank und schimmernd wie Perlmutter, sähen aus wie eine Art Wetterhahn, aber sie seien dick und dumm, all ihre Gedanken gingen darauf aus, sich den Wanst zu füllen, sagte der Wetterhahn, langweilig im Umgang seien sie auch. Die Zugvögel hatten auch bei ihm Besuch gemacht, von fremden Ländern, von Luftkarawanen und furchtbare Räubergeschichten mit Raubvögeln erzählt, das war das erste Mal neu und interessant, aber später bemerkte der Wetterhahn, daß sie sich wiederholten, daß es immer dasselbe war, und das ist langweilig! Sie waren langweilig und alles war langweilig, keiner war zum Umgang geeignet, jeder war fade und albern.

»Die Welt taugt nichts!« sagte er. »Das Ganze ist Unsinn!«  - (and)

Unsinn (5)  Fast überall wo es Glück giebt, giebt es Freude am Unsinn. - Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches (zuerst 1878)

Unsinn (6)  Der Dadaist liebt den Unsinn und haßt die Dummheit. - Raoul Hausmann, in: R. H., Im Anfang war Dada. Giessen 1980

Unsinn (7)  Ich wäge den Sinn und den Unsinn, Ich ziehe den Unsinn vor, aber das ist eine rein persönliche Angelegenheit. - Kurt Schwitters, nach: Raoul Hausmann, Im Anfang war Dada. Giessen 1980

Unsinn (8)  Das Sinnlose und das Alberne, das Phantastische und das Willkürliche, das Verschwommene und das Verworrene, das zu Schöne und das zu Traurige umgeben alles Denken und locken es in ihren Abgrund. Während es sich vorwärtsbewegt und weiterentwickelt, umstellen es von allen Seiten Mächte des Untergangs, die es zu sich rufen. Und jener Vogel, der die Zeit der Seele durchfliegt, muß sie in Einklang bringen, muß sie gegeneinander ausspielen, um nicht abzustürzen. - (pval)

Unsinn (9)  

Sinn

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme