Die Kunst der Magie war, wie sie grausamer bestraft
wurde, auch strenger verboten; aber der Kaiser ließ
einen förmlichen Unterschied gelten, um die alten Methoden der Divination zu
beschützen, welche von dem Senate gebillgt worden waren und von den toskanischen
Haruspices ausgeübt wurden. Er hatte mit Zustimmung der aufgeklärtesten Heiden
die Ausgelassenheit der nächtlichen Opfer verdammt, aber er gewährte sogleich
die Bitte des Prokonsuls Prätextatus von Achaja, welcher ihm vorstellte, daß
das Leben der Griechen traurig und trostlos sein würde, wollte man sie der unschätzbaren
Segnungen der eleusinischen Geheimnisse berauben. Nur die Philosophie
kann sich rühmen (und vielleicht ist es nicht mehr als das Rühmen der Philosophie),
daß ihre sanfte Hand im Stande sei, aus dem menschlichen Geiste das verborgene
und tödtliche Princip des Fanatismus auszurotten.
- Edward Gibbon, Verfall und Untergang des Römischen Reiches.
Nördlingen 1987 (Die Andere Bibliothek 29, zuerst 1776 bis 1788)
- Magnus Hirschfeld, Weltreise eines Sexualforschers
im Jahre 1931/32. Frankfurt 2006 (zuerst 1933)
Unparteilichkeit (3) Da es ein
viel besseres Geschäft war, sowohl die Bestohlenen als auch die Diebe auszubeuten,
hätte er verrückt sein müssen, wenn er sich mit einer der beiden Parteien verbündet
hätte. - Daniel Defoe, Jonathan Wild. In: D.D., Romane in zwei Bänden. München
1968 (zuerst 1725)
Unparteilichkeit (4) Ich liebe das Leben durchaus nicht und habe auch keine Angst vor dem Tod. Die Hypothese vom absoluten Nichts hat nicht einmal etwas Erschreckendes für mich. Ich bin bereit, mich mit Gelassenheit in das große schwarze Loch zu stürzen.
Und doch zieht mich die Religion über alle Maßen an. Ich meine damit alle Religionen, nicht eine mehr als die andere. Jedes besondere Dogma stößt mich ab, aber ich betrachte das Gefühl, aus dem heraus sie geschaffen wurden, als das natürlichste und poetischste der Menschheit. Ich mag die Philosophen nicht im geringsten, die darin nur Gaukelei und Dummheit sehen. Ich entdecke darin Notwendigkeit und Instinkt; deshalb achte ich den Neger, der seinen Fetisch küßt, ebenso wie den Katholiken zu den Füßen von Herz Jesu.
Fahren wir in den vertraulichen Geständnissen fort; ich habe für keine politische
Partei Sympathien, oder, um es deutlicher zu sagen, ich verabscheue sie alle,
weil sie mir alle auf die gleiche Weise beschränkt, falsch und kindisch vorkommen,
weil sie das Flüchtige ohne Gesamtüberblicke in Angriff nehmen und weil sie
sich niemals über das nur Nützliche erheben. Ich hasse jeden Despotismus. Ich
bin ein besessener Liberaler. Deshalb erscheint mir der Sozialismus als eine
pedantische Abscheulichkeit, die der Tod aller Künste und aller Moralität sein
wird. Ich habe als Zuschauer fast allen Aufständen unserer Zeit beigewohnt.
-
(
flb
)
Unparteilichkeit (5) Dschuang Dsï lag
im Sterben, und seine Jünger wollten ihn prächtig bestatten. Dschuang Dsï sprach:
»Himmel und Erde sind mein Sarg, Sonne und Mond leuchten mir als Totenlampen,
die Sterne sind meine Perlen und Edelsteine, und die ganze Schöpfung gibt mir
das Trauergeleite. So habe ich doch ein prächtiges Begräbnis!
Was wollt ihr da noch hinzufügen?« Die Jünger sprachen: »Wir fürchten, die Krähen
und Weihen möchten den Meister fressen.« Dschuang Dsï sprach: »Unbeerdigt diene
ich Krähen und Weihen zur Nahrung, beerdigt den Würmern und Ameisen. Den einen
es nehmen, um es den andern zu geben: warum so parteiisch sein?« - Dschuang
Dsï
Unparteilichkeit (6) Die Frau Professor Hollmann
habe ich gekannt, aber den Hund von dem Grafen von Salmour nicht, der Tod
gefällt mir beynah seiner Unpartheylichkeit wegen, die Frau eines Philosophen
und der Hund eines Grafen sind ihm einerley, welcher Mensch macht nicht einen
Unterschied hier zwischen. - Lichtenberg an Johann Christian Dieterich,
nach (
mehr
)
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