nliebenswürdigkeit   Du weißt, daß der Bostel hier ist - der läuft mir immer nach und sagt: »Bettine, warum sind Sie so unliebenswürdig?« - Ich frag, wie soll ich's machen, um liebenswürdig zu sein? - »Sein Sie wie Ihre Schwester Loulou, sprechen Sie ruhig mit einem und bezeigen Sie doch nur ein klein wenig Teilnahme an was man Ihnen sagt; aber wenn man Sie auch aus Mitleid wie ein Mädchen, das schon was bedeutet, behandeln wollt, es ist nicht möglich; Sie haben nicht weniger Unruh als eine junge Katz, die einer Maus nachläuft. Derweil man Ihnen die Ehre antut, mit Ihnen zu sprechen, klettern Sie auf Tisch und Schränken herum, sie steigen zu den alten Familienporträten und scheinen weit mehr Anteil an deren Gesichtern zu nehmen als an uns Lebenden.« - Ja, Herr von Bostel, das ist bloß, weil die dort so ganz übersehen und vergessen sind, weil kein Mensch mit denen spricht, da geht's mir grade, wie es Ihnen mit mir geht. Aus Mitleid, weil ich übersehen bin, sprechen Sie mit mir jungem Gelbschnabel, und das steckt mich an, daß ich dasselbe Mitleid mit den alten gemalten Perücken haben muß. - »Aber sagen Sie, sind Sie gescheut? - Wie wollen Sie Mitleid haben mit gemalten Bildern?« - Ei, Sie haben's ja auch mit mir! - »Nun ja, aber die Bilder empfinden's doch nicht.« - Ei, ich empfind's auch nicht. - »Aber bei Gott, ich bemitleide Sie, - Sie sind auf dem Weg, närrisch zu werden.« - Bettine von Arnim an die Günderode  
 
 

Liebenswürdigkeit

 

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