nglücksbett
Zuerst stiegen der Fürst, dann der Kapitän und hierauf nach und nach die übrige
Rotte ein, liefen mit brennenden Kerzen und Laternen in die Kammer der Fürstin
und fanden die Liebenden eng umschlungen schlafen. Bevor er noch von ihnen gehört
worden war, erreichte der rasende Alte mit seiner Schar das Bett, riß die Decke
zurück und schrie mit drohender, wutentstellter Stimme: »Das also ist die Ehre,
die du, mein Sohn, und du, meine Frau, mir erweist! Aber seid überzeugt, daß
ihr alsbald die Strafe dafür erleiden sollt!«
Ihr könnt euch vorstellen, wie jäh die Unglücklichen aufschraken: so groß
war die Angst, das Entsetzen und der Schmerz, die sie überfielen, daß sie wie
vom Blitz gerührt waren und, als wären sie von Holz, nicht einmal die Kraft
zürn Atmen, geschweige denn zu etwas anderem fanden. »Bindet diesen Verrätern
sofort Hände und Füße!« rief der Fürst den Leuten des Bargello zu, und sie führten
seinen Befehl augenblicklich aus. Hierauf rief er den Henker und ließ zuerst
Sergius, der inständig um Gnade bat und sich demütig seiner Nachsicht empfahl,
im Angesicht Tiberias die Augen aus dem Kopf reißen und darauf mit Zangen die
Zunge aus dem Mund zerren, und damit noch nicht genug, ließ er ihm unter beständigem
Toben Hände und Füße abhacken. Als Tiberia ihren teuren Geliebten also verstümmeln
sah, packte sie plötzlich ein so heftiges Weh, daß ihre Seele, durch übermächtige
Gewalt gezwungen, die Sinne zu verlassen, aus dem martervollen Leib schied und
mit den Lebensgeistern umherirrte. Conradus, der infolge seiner Wut ganz wahnsinnig
und rasend geworden war, wollte mit seiner Gattin ebenso verfahren, da er sie
aber wie leblos daliegen sah, ließ er sie, damit sie mehr Schmerzen fühle, so
lange mit Rosenwasser, Malvasier und kaltem Wasser abreiben, bis sie wieder
zu sich kam. Sowie er dann sah, daß sie wieder atmete, ließ er sie, damit sie
keinen Trost im Jammern finde, auf die gleiche Weise verstümmeln wie seinen
Sohn und dann alle beide zusammen auf das Unglücksbett legen, indem er sagte:
»Wo ihr mir zu Schmach und Schimpf mit so viel Wonne glücklich gelebt habt,
sollt ihr auch mir zur Rache unter Schmerzen und Qualen elendig sterben.« - Antonfrancesco
Grazzini, Feuer auf dem Arno. Berlin 1988 (zuerst ca. 1550)
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