ngezogenheit Nicholas
mußte zu Hause bleiben; er war ungezogen gewesen. Morgens, beim Frühstück, hatte
er sich nämlich geweigert, seine Milchsuppe zu essen — aus dem scheinbar sinnlosen
Grund, daß ein Frosch in der Suppe
sitzt. Ältere, klügere und verständigere Menschen hatten ihm klargemacht, daß
kein Frosch in seiner Suppe sitzen könne und daß er keinen Unsinn
reden solle. Trotzdem beharrte er auf seiner Begründung, die purer Wahnsinn
zu sein schien, und gab eine ins einzelne gehende Beschreibung des Aussehens
und der Färbung jenes Tieres. Der dramatische Höhepunkt dieses Zwischenfalls
bestand darin, daß sich tatsächlich ein Frosch in Nicholas' Suppenteller befand:
Nicholas hatte ihn selbst hineingetan, und daher fühlte er sich auch berechtigt,
alle Einzelheiten genau zu beschreiben. - Saki, Die Rumpelkammer.
In: S., Die Verschwiegenheit der Lady Anne. Stuttgart 1983.
Die Bibliothek von Babel Bd. 23, Hg. Jorge Luis Borges
Ungezogenheit
(2) Mittelst des
sogenannten „Psychographen“, eines dem Storchschnabel ähnlichen
Instrumentes, verkehrte die Gesellschaft mit den abgeschiedenen
Geistern und Seelen. So wurde eines Tages durch Herrn Hornung der Geist
des todten Dichters Heine citirt, um über seinen jetzigen Aufenthalt
Aufschluß zu geben. Aber der ungezogene Liebling der Grazien hatte auch
im Jenseits seinen kaustischen Witz nicht eingebüßt und beantwortete
die durch den Psychographen an ihn gestellten Fragen mit so vieler
Ironie und solchem Spott, daß man froh war, ihn wieder in sein Grab
schicken zu können. -
Gartenlaube
1863, nach Wikipedia
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