ngebraucht
In den »Fischerstuben«, nebenan, Frühgäste, einige Vertreter,
die sich vor Arbeitsanfang mit einem Geschlechtsverkehr erfrischen
wollen. Die Jung-Prostituierte Gilda durchtrabt das langgestreckte, schlauchartige
Lokal »Reichshof«, strebt zu einer der hinteren dunklen Ecken. 35 cm Haarturm,
für diesen Moment vor Arbeitsbeginn voll intakt. Mit einem rosa Tempotaschentuch
wischt Gilda die Sitzbank, besieht sich in einem der Rundspiegel. Heute ein
ganz frischer sauberer Anfang. Sie muß gleich etwas ganz Kaltes trinken. »Ich
schlafe sonst ein.«
Noch ist das Lokal leer. »Ich bin doch nicht unterzukriegen.« Sie trägt ein Kleid, auf das ein Kragen aufgepinnt ist: zwei große gepunktete Lappen, die bis zum Mittelbauch reichen. Das Kleid kann sie als Dienstkleidung 6 bis 12 Wochen tragen, falls nur dieser Kragen täglich oder zweitägig gewechselt wird. Nach zwei Stunden stehen vor Gilda geleert: 1 Kaffeegeschirr, 1 x Campari, 3 x etwas ganz Kaltes zum »Wecken«.
Sie ist noch völlig ungebraucht, als gegen 11 Uhr Kriminalobermeister Mürke eintrifft und sie zum Polizeipräsidium mitnimmt. Sie soll in der Mordsache Berends aussagen; Mürke nimmt an, daß sie irgend etwas mitteilen könnte.
GILDA: Ihr könnt mich doch hier nicht fertigmachen.
MÜRKE: Hältst
du uns für blöd?
GILDA: Ich halte euch nicht für blöd.
MÜRKE: Vor einem
Jahr hattest du noch die Perücke. Damals hast du dich geweigert, der Polizei
zu helfen. 1970 bestraft wegen Begünstigung. Warum sollen wir dir irgend etwas
glauben ?
GILDA: Ihr könnt mir doch nichts andichten.
MÜRKE: Ich könnte
jetzt beleidigt sein. Was heißt »andichten« ?
GILDA: Ich kann aus meinem
Herzen keine Mördergrube machen.
MÜRKE: Ich habe von Mord noch gar nichts
gesagt. Ich habe gefragt, was du gesehen hast.
GILDA: Ich habe überhaupt
nichts gesehen. Ich habe geschlafen.
MÜRKE: Du willst uns auf den Roller
nehmen.
GILDA: So weit bin ich nun doch, daß ich niemand auf den Roller
nehme.
MÜRKE: Da gibt es nichts zu vertuschen.
GILDA: Seid doch mal vernünftig.
MÜRKE:
Wir sind vernünftig. - (
klu
)
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