- (
brink
)
Unfall (2) Eine stachlige
Kugel an der Böschung. Deutlich der dunkle Profilabdruck
von Reifen, eine Schleife gegen die Straßenmitte
und eine scharfe Kurve gegen das Bord, in einer braunroten Lache unter verklebten
Stacheln zerquetschtes Fleisch. Weiter vorn hält am Straßenrand ein Auto. Als
erstes klettert ein Mädchen aus dem Wagen, läuft
zur Unfallstelle und entdeckt das stachlige Bündel an der Böschung. Die Großmutter
ruft dem Kind nach, es solle den Igel lassen, man wisse nie, was so ein Tier
habe. Die Mutter bittet den Vater, der sich hingekauert hat und die Vorderreifen
prüft, er solle wenigstens das Tier von der Straße schaffen; und er schiebt
mit dem Schuh den Klumpen, der am Asphalt klebt, gegen
einen Kilometerstein. Das Mädchen kitzelt mit einem
Ästchen den kleinen Igel, der die Stachelhaube nach vorne schiebt; es möchte
das Tier mitnehmen. Das fehle gerade noch. Doch die Mutter
meint zum Vater, er habe die Igelin überfahren,
und der braust auf: sie könne froh sein, daß ihnen selber nichts passiert sei.
Das Mädchen jammert, nie dürfe es etwas. Die Großmutter tröstet, vielleicht
werde es ein Kätzchen erhalten. Doch die Mutter schüttelt
den Kopf: im Mietvertrag stehe, daß sie keine Haustiere
halten dürfen. Ein Igel sei kein richtiges Haustier, und nur bis er groß ist.
Die Mutter fragt sich, ob es nicht richtiger wäre, wegzufahren, bevor jemand
kommt. Der Igel hat die Stacheln angelegt, und das Mädchen streichelt mit den
Fingerspitzen darüber. Wenn es verspreche, auf das Tier aufzupassen? Die Großmutter
holt aus dem Wagen die Picknickdecke, sie schieben den Igel darauf, wickeln
ihn ein und verstauen das Paket im Kofferraum. Der Vater verspricht, am andern
Tag mit dem Tierspital zu telefonieren. Aber am andern Morgen ist der Igel nicht
mehr in seiner Ecke. Er hat sich im Badezimmer hinterm Duschvorhang verkrochen,
und der Vater wäre beinahe mit nackten Füßen draufgetreten. Er ist dennoch bereit,
das Tierspital anzurufen. Der vom Tierspital will wissen, ob es ein Braunbrustigel
sei; aber er ist unten am Bauch grau; und dann will der vom Spital auch noch
wissen, wie schwer der Igel sei, wegen des Winterschlafs, und das Mädchen verspricht,
das Tier regelmäßig zu wiegen, aber es soll vorher auf die Küchenwaage noch
ein Papier drauftun. Nachdem der Vater aufgelegt hat, meint er, nun wisse er
es, aber er möge noch nicht alles sagen. Er stellt das Schälchen weg, weil Igel
keine Kuhmilch vertragen. Das Mädchen klagt, er habe überhaupt nichts getrunken.
Es legt das Tier auf den Rücken und möchte nachschauen, ob es ein Bub oder ein
Mädchen ist; aber die Großmutter sagt, das komme bei einem Igel nicht so drauf
an. - (
loe
)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() |