Unbeständigkeit  Ich machte bei der POI* kleine Sachen, untergeordnete Aufgaben wie Plakatkleben, Bürgersteigbeschriftung und so weiter. Nach und nach holte mich meine Unbeständigkeit wieder ein und ich ließ alles liegen. Die Trotzkisten waren nicht interessanter als die Anarchisten. Eines Tages sagte ich zu Boisselier vom Zentralkomitee als Entschuldigung für eine verpaßte Versammlung: „Ich habe nicht einmal genug Zeit, mit meiner Geliebten zu schlafen!"

„Was, du hast eine Geliebte?"

„Ja."

Was zwar nicht stimmte!

„Wir müssen das im Zentralkomitee besprechen."

Ich dachte, er scherze. Aber nein!

Ich verließ sie und fragte mich, was das für Arschlöcher wären. Und sah sie nie wieder. Sie müssen der Auffassung gewesen sein, daß es bürgerlich war, eine Geliebte zu haben. Sektierertum und Prüderie ... Das ist wie bei der kommunistischen Partei, die versucht, sich in das Privatleben ihrer Aktivisten einzumischen. Ich liebe die Unabhängigkeit, deshalb verkaufte ich Zeitungen auf der Straße. Der andere, mein Sittenrichter, war Ingenieur bei der Métro.  - Léo Malet, Stoff für viele Leben. Autobiographie. Hamburg 1990 (Edition Nautilus) 

* Internationale Arbeiterpartei (Trotzkisten)

Unbeständigkeit (2)  Der Herr: »Weißt du, was dem armen Desglands zugestoßen ist?«

Jakob: »Nein, Herr, aber wenn alle die guten Wünsche, die ich für sein Wohlergehen getan habe, nicht in Erfüllung gegangen sind, so bestimmt nicht, weil sie nicht von Herzen kamen. Er verschaffte mir eine Stellung beim Komtur de La Boulaye, der auf der Überfahrt nach Malta ums Leben kam. Der Komtur de La Boulaye gab mich an seinen älteren Bruder, den Hauptmann, weiter; der ist jetzt vielleicht inzwischen an seiner Fistel gestorben. Der Hauptmann gab mich an seinen jüngsten Bruder weiter, den Staatsanwalt von Toulouse, der nachher überschnappte und von seiner Familie eingesperrt wurde. Herr Pascal, Staatsanwalt von Toulouse, gab mich an den Grafen de Tourville weiter. Der wollte lieber seinen Bart in einer Kapuzinertracht wachsen lassen, als sein Leben in Gefahr bringen. Der Graf de Tourville trat mich an die Marquise de Belloy ab, die mit einem Ausländer nach London durchgebrannt ist. Die Marquise de Belloy überließ mich einem ihrer Vettern, der sein ganzes Vermögen mit Weibern durchbrachte und auswandern mußte. Und dieser Vetter empfahl mich an einen Herrn Herissant, einen berufsmäßigen Wucherer, der das Geld des Herrn de Rusai, Doktors an der Sorbonne, in Umlauf setzte und mich bei Mademoiselle Isselin in Dienst brachte, die Ihr aushieltet. Die brachte mich zu Euch, und Euch verdanke ich ein Stück Brot auf meine alten Tage. So habt Ihr mir's jedenfalls versprochen, falls ich Euch treu und redlich diene.«  - (jak)

 

Beständigkeit Wechsel

 

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