nberechenbarkeit
Als Mr. Lidgett sich eben über eine besonders reich tragende
Erdbeer-Pflanze beugte, zuckte ein Blitz über den
Himmel, während gleichzeitig ein heftiger Donner
krachte. Noch ehe Mr. Lidgett sich umsehen konnte, traf ihn von hinten
heftig etwas Schweres. Das geschah mit solcher Wucht, daß er vornüber kippte,
wobei er die Erdbeeren in der Hand zerquetschte und der seidene Hut — Mr.
Lidgett hält sich an die überkommenen Vorstellungen von Gelehrtenkleidung
— ihm mit einem heftigen Ruck über die Stirn nach vorn und beinahe völlig
über sein eines Auge geschoben wurde. Das schwere Geschoß, das da seitlich
über ihn hinwegfuhr und zwischen die Erdbeerstauden plumpste, entpuppte
sich als unser langvermißter Mr. Gottfried Plattner in einem einigermaßen
derangierten Zustand. Er saß ohne Kragen da und hutlos, sein Hemd war schmutzig,
und seine Hände waren blutig. Mr. Lidgett war so verärgert und überrascht,
daß er, auf allen vieren verharrend, den Hut noch über das Auge gezogen,
Plattner heftige Vorhalte wegen seines respektlosen und unberechenbaren
Verhaltens machte. - Herbert George Wells, Plattners Geschichte.
In: H.G.W., Die Tür in der Mauer. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel
Bd. 29, Hg. Jorge Luis Borges
Unberechenbarkeit (2)
Unberechenbarkeit (3)
Das letzte, worüber wir uns beim Mörder
beschweren sollten, ist sein unberechenbares Benehmen. Der einzig gültige Maßstab
lautet: Kann es so gemacht worden sein? Falls ja, erhebt sich die Frage,
ob es je so gemacht werden würde, gar nicht mehr. Ein Mann entkommt aus
einem verschlossenen Raum, nun, da er offenbar
zu unserer Unterhaltung die Gesetze der Natur gebrochen hat, ist er, weiß Gott,
auch dazu berechtigt, die Gesetze des wahrscheinlichen
Verhaltens zu brechen! Wenn ein Mann sich anbietet, einen Kopfstand zu machen,
können wir ihm wohl kaum die Bedingung stellen, dabei die Füße auf dem Boden
zu behalten. - John Dickson Carr, Der
verschlossene Raum. Köln 1993 (DuMont's Kriminal-Bibliothek 1042, zuerst 1935)