naufhaltsamkeit  Er richtete sich noch höher auf, und sein weißbärtiges Gesicht war streng.

»Geh!« gebot er. »Weiche von mir, bevor dein Hochmut zur Vernichtung führt!«

Von der Stufe aus, wo sie gefesselt lag, sagte Aaronia Haldorn zu mir:

»Schießen Sie! Los, schießen Sie - schnell. Jetzt!«

Ich sagte zu dem Mann:

»Ist mir egal, wie Sie sich nennen. Sie wandern ins Kittchen. Und nun legen Sie mal das Messer weg.«

»Lästerer!« donnerte er und machte einen Schritt auf mich zu. »Jetzt wirst du sterben.«

Das hätte komisch sein können; war es aber nicht.

»Halt!« schrie ich ihn an. Er blieb nicht stehen. Ich bekam es mit der Angst. Ich gab Feuer. Die Kugel traf ihn in die Backe. Ich sah das Loch, das sie machte. Kein Muskel verzog sich in seinem Gesicht; nicht mal mit den Augen zuckte er. Er kam bedächtig, ohne Eile auf mich zu.

Ich betätigte den Abzug der Automatic und jagte ihm noch sechs Kugeln in Gesicht und Körper. Ich sah, wie sie hineinschlugen. Und er kam unentwegt auf mich zu, ohne irgendein Anzeichen, daß er sie überhaupt bemerkte. Seine Augen und sein Gesicht waren streng, doch ohne Zorn. Als er dicht vor mir stand, hob er das Messer in seiner Hand hoch über seinen Kopf. Man kämpft so nicht mit dem Messer; aber er kämpfte auch gar nicht - er brachte mir Vergeltung, und er achtete auf meine Versuche, ihn aufzuhalten, ebensowenig wie ein Vater auf die Abwehrversuche eines kleinen Kindes, das er straft.

Ich kämpfte. Als das über unseren Köpfen blitzende Messer zum Stoß nach unten ansetzte, duckte ich mich darunter weg, meinen rechten Unterarm gegen seinen Messerarm anwinkelnd, und stieß mit dem Dolch in meiner Linken nach seinem Hals. Ich trieb ihm die schwere Klinge in den Hals, bis der Kreuzbalken des Heftes sie aufhielt. Da war ich durch.

Erst als ich die Augen wieder öffnete, wurde mir bewußt, daß ich sie zugemacht hatte.  - Dashiell Hammett, Der Fluch des Hauses Dain. Zürich 1976 (detebe 20293, zuerst 1929)

Unaufhaltsamkeit (2)

So freudig, wie der Graf es packt beim Zügel,
Hält wohl ein andrer kaum ein Mädchen auf.
Er ordnet ihm Gebiß und Zaum und Bügel,
Tut einen Sprung und schwingt sich rasch hinauf.
Dann jagt er schnell es über Tal und Hügel,
Viel Meilen weit, in ruhelosem Lauf,
Nimmt ihm nicht Zaum noch Sattel ab indessen
Und gibt ihm niemals Gras noch Heu zu fressen.

Jetzt über einen Graben soll es springen
Und stürzt hinein, weil er's zu arg gehetzt.
Ihm schadet nicht des großen Sprungs Mißlingen,
Allein das Pferd hat sich den Bug verletzt.
Kein Mittel sieht der Graf, es fortzubringen,
Und nimmt auf seine Schulter es zuletzt,
Steigt aus dem Loch herauf und trägt, ganz heiter,
Die schwere Last drei Bogenschüsse weiter.

Doch da er merkt, daß sie zu sehr beschwere,
Setzt er sie ab und will sie nach sich ziehn.
Langsamen Schritts und hinkend folgt die Mähre;
Er spricht: »Geh zu!« obwohl es fruchtlos schien;
Und wenn sie im Galopp gelaufen wäre,
Doch gnügt' es nicht dem tollen Paladin.
Die Halfter nimmt er ihr vom Kopf am Ende
Und bindet sie um ihre rechte Lende.

Er schleppt sie fort und sucht ihr Trost zu wecken,
Sie könne jetzt ihm doch bequemer nach;
Und mancher Stein auf diesen bösen Strecken
Beraubt des Haars und Fells sie allgemach.
Das schlechtgeführte Tier muß bald verrecken,
Es stirbt vor Hunger, Schmerz und Ungemach.
Er denkt nicht dran, und ohn' es anzusehen  
Verfolgt er seinen Weg und bleibt nicht stehen.

Auch tot noch schleppt er's mit auf allen Wegen :
und setzt den raschen Lauf gen Westen fort.
Fühlt er den Hunger wohl einmal sich regen,
 So plündert er manch Haus und manchen Ort.
Fleisch raubt er, Früchte, Brot, wie's ihm gelegen,
Und tut Gewalt den Leuten da und dort,  
Macht diesen tot, verstümmelt jenen andern
Und weilt nicht lang, um weiter stets zu wandern.

- (rol)

Unaufhaltsamkeit (3)
 
 

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