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unglückliche Vor 14 Jahren hatte der Fleischer Augustin R. Bonorino, der am Karnevalszug
in Belgrano als italienischer Einwanderer verkleidet teilnahm, mit einer Flasche
einen tödlichen Schlag gegen die Schläfe erhalten. Jedermann wußte, daß die
Flasche Bilz, die ihn niederstreckte, von einem der Jungen der Bande Heilige
Tatze geschwungen worden war. Da man aber die Heilige Tatze für die nächsten
Wahlen brauchte, entschied die Polizei, der Schuldige sei Isidro Parodi, von
dem einige Leute versicherten, er sei Anarchist,
womit sie eigentlich sagen wollten, er sei Spiritist.
In Wahrheit war Isidro Parodi keines von beiden: Er war Besitzer eines Barbiergeschäfts
im Stadtteil Sur und hatte die Unvorsichtigkeit begangen, ein Zimmer an einen
Schreiber des Achten Reviers zu vermieten, der ihm schon ein Jahr die Miete
schuldete. Dieses Zusammentreffen widriger Umstände besiegelte Parodis Geschick:
Die Aussagen der Zeugen (die der Bande Heilige Tatze angehörten) waren einstimmig;
der Richter verurteilte ihn zu 21 Jahren Haft. Die sitzende Lebensweise hatte
ihren Einfluß auf den Totschläger von 1919 gehabt: Nun war er ein Mann in den
Vierzigern, pedantisch, wohlbeleibt, mit geschorenem Kopf und seltsam weisen
Augen. - H. Bustos Domecq: Sechs Aufgaben für Don Isidro Parodi, nach:
Jorge Luis Borges, Adolfo Bioy Casares: Mord nach Modell. Frankfurt
am Main 1993
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