mkehrschluß  Als  Bias von jemandem gefragt wurde, ob man sich ein Weib nehmen oder unverheiratet bleiben solle, gab dieser zur Antwort: »Du kannst da an eine Schöne geraten oder an eine Häßliche. Die Schöne hast du mit anderen gemein, die Häßliche aber dir zur Pein. Beides ist nicht empfehlenswert, also besser nicht heiraten!« Man kann das aber auch entgegengesetzt auffassen:

>Nehme ich mir eine Schöne, leide ich keine Pein; nehme ich mir eine Häßliche, muß ich sie nicht mit anderen teilen. Also - soll man heiraten!< Dies aber scheint mir am allerwenigsten ein echter >Umkehrschluß< zu sein, da ja die Umkehrlösung bedeutend frostiger und weniger überzeugend ist. War doch Bias von der Voraussetzung ausgegangen, man solle deswegen nicht heiraten, weil das in beiden Fällen mit einem Nachteil verbunden ist, also notwendigermaßen jeden Eheschließenden betreffen wird. Wer das umkehrt, weicht damit ja keinem vorhandenen Fehler aus, sondern behauptet nur das Nichtvorhandensein eines Fehlers, der für ihn gar nicht existiert. Um den Sinn des Bias-Spruchs zu retten, genügt die Feststellung: Wer ein Weib nimmt, muß notwendig eine von zwei Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen: entweder er hat sie >gemein< oder >zur Pein<.

Als zufällig einmal die Rede auf diesen Syllogismus des Bias kam, meinte nun unser Favorin, der Vordersatz laute: >Du heiratest entweder eine Schöne oder eine Häßliche<; das sei nun aber doch kein vernünftiges, gerechtfertigtes Unterscheidungsmerkmal. Es braucht ja nicht notwendig eine von beiden Unterscheidungen auch zuzutreffen, was bei einem Vordersatz im Beweisverfahren logisch notwendig ist. Gewiß erscheinen uns die Häßlichen und die Schönen mit besonders in die Augen fallenden Gestaltsmerkmalen. Es gibt doch aber auch eine dritte Möglichkeit neben diesen beiden Unterscheidungen, an die Bias offenbar nicht gedacht, die er nicht vor Augen hatte. Neben der allerschönsten und der allerhäßlichsten Maid gibt es ja eine >mittlere Schönheit<, die nicht die Gefahr allzu berückender Schönheit teilt, aber auch der Abneigung entgeht, die äußerste Häßlichkeit zu treffen pflegt.

Eine solche wird von Quintus Ennius in seinem Drama Melanippe mit dem sehr aparten Wort >gesetzt< bezeichnet; also keine, die künftig  >gemein< oder  >eine Pein< sein wird. Diese wohlproportionierte und maßvolle Schönheit nannte nun Favorin wirklich nicht ungeschickt  >ehetauglich<. Ennius aber erwähnte in der genannten Tragödie als Frauenzimmer von unangezweifelter Sittsamkeit diejenigen, die jene >gesetzte Figur< besaßen. - (gel)

Umkehrschluß (2) Ein etwas vorschnippischer Philosoph, ich glaube Hamlet, Prinz von Dänemark, hat gesagt, es gäbe eine Menge Dinge im Himmel und auf der Erde, wovon nichts in unsern Kompendien stände. Hat der einfältige Mensch, der bekanntlich nicht recht bei Trost war, damit auf unsere Kompendien der Physik gestichelt, so kann man ihm getrost antworten: gut, aber dafür stehen auch wieder eine Menge von Dingen in unsern Kompendien, wovon weder im Himmel noch auf der Erde etwas vorkommt. - (licht)

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