mbringen
In der Matratze waren Mäuse. Sie hatten es in einem Körbchen gemacht; aber,
weißt du, sie haben es kein zweites Mal gemacht, weil ich damals ihre Jungen
an die Wand geschlagen und umgebracht habe. Warum ich das nur tat? Ich weiß
es nicht; ich tat es eben, nur so, es überkam mich: auch ich kann Schlimmes
tun, manchmal fürchte ich mich vor mir selber, vor all dem, was ich hier habe,
hier drinnen. Und dann noch die Pflanzen, weißt du, diese Sträucher, die mit
den Röschen, und noch viele andere mehr, auch sie lieben mich. Das ist kein
Wahnsinn. Seitdem ich sie kennengelernt habe, sage ich dir, und den Eindruck
hatte, daß ich sie verstehe, wirklich ihre Worte oder wenigstens ihre Blicke
verstehe, und daß sie die meinen verstehen, weißt du, was sie von dem Augenblick
an gemacht haben? Sie haben sich alle ganz allmählich mir zugewandt, meinem
Fenster, haben also mir ihre Blüten zugewandt, wie das ja viele von ihnen mit
der Sonne machen. Ihr glaubt das nicht, Herr? Ihr könnt es selber feststellen.
Und trotzdem habe ich auch schon eine von ihnen umgebracht; ich weiß nicht,
da sagte eine Stimme in mir: womit macht sich dieses Röschen eigentlich so schön,
wenn nicht mit deinem Blut? Also habe ich sie umgebracht. - Tommaso Landolfi, Herbsterzählung. Reinbek bei Hamburg
1990 (zuerst 1975)
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