Ulme   Es war klar, daß er grünes Holz verbrannte, um soviel Rauch wie möglich zu machen.

Und auf diese Weise dachte er, er könne die Madonna vertreiben. Und natürlich sagten die Leute dann, er sei auch verrückt geworden und es liege in der Familie. Sie sagten sogar, im allgemeinen sei es nicht so schlimm, aber verrückt seien beide an einer Kurve des Fahrwegs, merkwürdigerweise beide.

Der Landarzt sagte, in den Familien gebe es Verrücktheiten aller Arten und seine Diagnose sei, daß sich dort etwas Besonderes befinde, zum Beispiel, daß sie dort etwas begraben hätten, ein totes Tier oder ihr Erspartes. Und so erzählte ich nicht weiter davon, wie es darauf dort nachts zuging, weil die Leute das Geld der Gebrüder ßuffani stehlen wollten; sie suchten im Rohr der Bewässerungsanlage und in den hohlen Bäumen, und sie hackten die ganze Straße auf.

Manche dachten, daß ihr Vater, der ein eigenwilliger Charakter war, statt ein Girokonto oder ein Sparbuch auf der Bank zu haben, sein Geld hier vergraben hätte und die Ulme darüber habe wachsen lassen, auf der sich, wie wir wissen, dann eine Madonna niedergelassen hatte. Eines Nachts wurde die Ulme entwurzelt; und aus Enttäuschung, so heißt es, sei es zu Streitereien gekommen, und sie sollen bis zum Morgengrauen mit Hacken aufeinander losgegangen sein. Nach der Meinung anderer sollen einige Betrunkene, die gerade aus dem Gasthaus kamen, diesen Streich gespielt haben. Zu guter Letzt, nachdem alle diese Dinge samt Nachwehen aller Arten vorbei waren, sahen die Gebrüder Buffani wieder normal aus, und niemand hatte etwas an ihnen auszusetzen. Nur sind sie introvertiert, heißt es, aber ein wenig Charakter muß man wohl haben.

Was die Madonna auf ihrem Feld betrifft, sagt mir der Bruder, der sie als erster sah, sie sei immer noch da, nur auf einem weiter entfernteren Baum; aber er tut jetzt so, als wäre nichts, achtet nicht einmal auf sie, weil er sich daran gewöhnt hat.

Wenn er mit seinem Traktor vorbeifährt, schaut er zu ihr hinüber und sieht sie immer lächeln und mit einem stets unveränderten Gesicht.

Einmal probierte er aus purer Neugierde ihren Ast zu schütteln; aber sie lächelte weiter und blieb so fest stehen als wäre sie ein Auswuchs des Astes. Wahrscheinlich hat sie unter ihrem Gewand sehr starke Krallen.  - (mond)

 

Baum

 

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