ebersehen werden    Wieder war es so, als hätte sie mich nicht gesehen. Ich machte keinen Fehler, außer daß ich schweigsam blieb und wie bei unseren ersten Begegnungen die Stille herrschen ließ.

Als die Frau auf den Klippen eintraf, war ich in den Anblick des Sonnenunterganges vertieft. Sie verriet sich durch keine Bewegung, als sie nach einer Stelle suchte, um ihren Schal auszubreiten. Dann schritt sie auf mich zu; ich hatte sie mit ausgestrecktem Arm berühren können. Diese Möglichkeit jagte mir einen Schauder ein (als sei ich in Gefahr gewesen, ein Gespenst anzurühren). Ihre Art, mich zu übersehen, hatte etwas Grauenhaftes. Und doch - da sie sich neben mir niederließ, bot sie mir Trotz und hörte damit gleichsam auf, mich nicht zu beachten. Sie nahm ein Buch aus ihrer Tasche und begann zu lesen. Ich nutzte die Pause, um meine Ruhe wiederzugewinnen.

Nach einiger Zeit, als sie das Buch sinken ließ und die Augen hob, dachte ich: Sie besinnt sich auf eine Anrede. Zu dieser kam es jedoch nicht. Das Schweigen verdichtete sich, unentrinnbar. Ich sah ein, wie folgenschwer es war, dieses Schweigen nicht zu brechen; trotzdem blieb ich, ohne verstockt zu sein, ohne zu wissen warum, weiterhin still.   - Adolfo Bioy Casares, Morels Erfindung. München 1965 (zuerst 1940)