eberläufer »Der Kalkulator hatte sich auf dem Planeten niedergelassen und sich dort vervielfältigt, indem er eine große Menge Roboter zeugte, über die er die absolute Macht ausübte. Da Karelirien sich grundsätzlich im gravipolitischen Einflußbereich des Procyons und seiner Melmanliten befindet, deren vernunftbegabte Rasse gutnachbarliche Beziehungen zur Erde unterhält, nahmen wir davon Abstand, uns brutal einzumischen, und ließen Karelirien mit der darauf vom Kalkulator gegründeten Roboterkolonie, die in den Akten der Abteilung die Chiffrebezeichnung KALKOROB trägt, einige Zeit in Ruhe. SECOS wiederum brachte eine Eigentumsklage vor, da sie der Meinung war, daß der Kalkulator und alle seine Roboter juristisches Eigentum der Versicherungsgesellschaft seien. Wir wandten uns in dieser Angelegenheit an die Melmanliten und erhielten zur Antwort, daß nach ihrer Information der Kalkulator nicht eine Kolonie, sondern einen Staat gegründet habe, der von seinen Bewohnern als Wunderbarien bezeichnet werde; die melmanlitische Regierung habe, obwohl sie die Existenz dieses Staates nicht de jure anerkenne und es zu keinem Austausch diplomatischer Vertretungen gekommen sei, dennoch die Existenz dieses gesellschaftlichen Organismus de facto anerkannt und fühle sich nicht kompetent, irgendwelche Änderungen in der fraglichen Angelegenheit vorzunehmen. Die Roboter vegetierten eine Zeitlang ruhig auf dem Planeten und ließen keinerlei schädliche Aggressivität erkennen. Natürlich verfocht unser Ressort den Standpunkt, daß man diese Frage nicht gänzlich aus den Händen lassen dürfe, weil das ein Zeichen von Leichtsinn sei; deshalb schickten wir nach Karelirien mehrere unserer Leute, nachdem wir sie als Roboter verkleidet hatten, denn der junge Nationalismus Kalkorobs tritt im Gewand eines unvernünftigen Hasses gegenüber allem auf, was menschlich ist. Die karelirische Presse wiederholt unablässig, wir seien abscheuliche Sklavenhändler und beuteten harmlose Roboter widerrechtlich aus. So blieben denn alle unsere Angebote für Verhandlungen, die wir im Namen der Gesellschaft SECOS im Geiste gegenseitiger Gleichberechtigung und Verständigung führen wollten, erfolglos, denn selbst unsere bescheidensten Wünsche - daß der Kalkulator sich und die Roboter ausliefere und in den Besitz der Gesellschaft übergehe - wurden mit beleidigendem Schweigen beantwortet.
Meine Herren«, der Redner hob die Stimme, »die Ereignisse verliefen leider
nicht so, wie wir erwartet hatten. Nach einigen Funkmitteilungen meldeten sich
unsere Leute, die wir nach Karelirien gesandt hatten, nicht mehr. Wir schickten
neue, und die Geschichte verlief ebenso. Nach dem ersten kodierten Kommuniqué,
in dem sie mitteilten, sie seien ohne Störungen gelandet, gaben sie kein Lebenszeichen
mehr. Seit dieser Zeit haben wir im Verlauf von neun Jahren insgesamt zweitausendachthundertsechsundachtzig
Agenten nach Karelirien geschickt, und keiner von ihnen ist zurückgekehrt oder
hat von sich hören lassen! « - (
lem
)
Überläufer (2) Am 16. Januar 1942 fing ein
Bataillon im Mittelabschnitt einen Überläufer. Der zuständige Ic-Offizier der
Division, Wilhelm v. Kreutzer, ließ den jungen Sowjet ausquetschen. Er gab ihm
persönlich zu essen und teilte ihm Rauchwaren zu. Der Überläufer hatte mehrere
Optionen: 1. gar nichts sagen, 2. sagen, was er wußte; aber er wußte nichts
Dringliches, 3. reden, reden, reden, und zwar in Richtung dessen, was diese
Gegner für interessant hielten. Er versuchte festzustellen, was in dieser Situation
einer parteilichen Haltung am besten entsprach. Parteilich war er in zweierlei
Hinsicht: 1. sich selbst erhalten, 2. die Faschisten schädigen. Er erzählte
deshalb flüssig von Angriffsvorbereitungen; die Ruhe der vergangenen Tage und
Nächte täusche. Daraufhin wurde die Truppe in Alarmbereitschaft versetzt. Das
bedeutete 3 Stunden Posten stehen, 1 Stunde Ruhe für jedermann. Es führte bei
48° Kälte zu zahlreichen Erfrierungen. Ein Angriff des sowjetischen Gegners
erfolgte nicht. Nach 48 Stunden wurde die Gefechtsbereitschaft aufgehoben. In
diesem Moment griffen sowjetische Bataillone die Front an und brachen an mehreren
Stellen durch. Eine Rache wegen der Fehlinformationen, die sich als zielsicher
und parteiwirksam erwiesen, obwohl er das selber nicht sicher hatte wissen können,
traf den Überläufer nicht. Er wurde routinemäßig weitergeleitet zur Armee. Dort
geriet er in die Verfügungsgewalt einer Sondereinheit, die Schanzarbeiter suchte.
Nach wenigen Tagen für das deutsche Interesse hoffnungsloser Schanzarbeit in
der Kälte, die Verpflegung der improvisierten Einheit funktionierte nicht, es
war in hohem Maße parteilich, hohe Zahlen an Arbeitenden unnütz zu binden, mit
möglichst geringer praktischer Spatenarbeit, versuchte sich der Überläufer dieser
Sklaverei ganz zu entziehen. Er wurde von einer Wache angeschossen und starb
an Erfrierungen auf dem Transport zu einem entfernten Verbandsplatz. Dieser
Transport wurde von 2 Gefreiten durchgeführt, die noch einen Umweg machen wollten,
um an Haltepunkt 186 eine Verpflegungsdose abzuholen, die schon bezahlt war.
Noch als Toter absorbierte der Überläufer deutsche Kampfkraft, da es sich als
schwierig erwies, in den gefrorenen Boden eine Mulde zu sprengen, in der man
ihn mit ungelöschtem Kalk bestreuen und notdürftig begraben konnte. -
(klu)
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