ebergangsphase  Nun gut, wir haben keinen Sex, sagte ich, aber wie viele Paare haben ständig Sex und müssen sich dann doch trennen? Waren es nicht die Frauen, die ständig darüber klagten, daß Männer nur sexuelle Beziehungen wollten? Es stimme schon, wir hätten eine nicht-sexuelle Beziehung, doch würde sie dies wohl kaum für alle Zeiten bleiben. Mein neuer Job brächte es eben mit sich, daß ich mich gerade in einer Übergangsphase befände, doch versicherte ich ihr, sobald ich eine gewisse Routine gefunden hätte, würde unser Sexleben wieder aufflackern.

Eines Tages saß ich dann - ich glaube, es war ein Mittwoch oder ein Donnerstag - in meinem Büro und überprüfte einige Telemarketingstatistiken, als etwas Seltsames geschah. Auf meinem Computerbildschirm sah ich mich nackt auf dem Bett in einem Hotelzimmer liegen. Offenbar war ich überarbeitet, also kniff ich die Augen zusammen und holte mehrmals tief Luft, doch als ich sie wieder aufschlug, war das Bild immer noch da. Ich starrte auf den Computer, blinzelte nicht einmal und fragte mich, ob ich durchdrehte oder bloß schlief und träumte und in wenigen Sekunden aufwachen würde. Die Prostituierte von der Straßenecke erschien neben mir im Bett. Sie lächelte, so wie sie mich immer auf der Straße anlächelte, und fuhr sich mit der Zunge lockend über die Oberlippe. Sie war nackt wie ich, doch ihr Körper war vollkommen, nirgendwo ein Makel oder eine Narbe. Sie ließ ihre Hand sanft über mein Bein gleiten, und ich spürte, wie sich die Haare an meinem Bein aufstellten. Ihre Zunge war in meinem Mund, und dann kniff sie mit der anderen Hand in meine Brustwarze. Der Schmerz kam so überraschend und schien so echt, daß ich tatsächlich aufschrie. Ich erhob mich und lief hinaus zum Getränkeautomaten, kaufte mir eine Dose Mineralwasser und trank sie mit einem Schluck aus, ohne die Kohlensäure auch nur zu spüren. Ed kam und fragte, ob alles in Ordnung sei.

»Alles bestens«, sagte ich. »Nur ein bißchen durstig, mehr nicht.«   - Jason Starr, Top Job. München 2006 (SZ Kriminalbibliothek 31)