eberflügeln Die
eigentümliche Art der Kunstproduktion und ihrer Werke füllt unser höchstes Bedürfnis
nicht mehr aus: wir sind darüber hinaus, Werke der Kunst
göttlich verehren und sie anbeten zu können; der Eindruck, den sie machen, ist
besonnenerer Art, und was durch sie in uns erregt wird, bedarf noch eines höheren
Prüfsteins und anderweitiger Bewährung. Der Gedanke
und die Reflexion hat die schöne Kunst überflügelt. Wenn man es liebt, sich
in Klagen und Tadel zu gefallen, so kann man diese Erscheinung für ein Verderbnis
halten und sie dem Übergewicht von Leidenschaften und eigennützigen Interessen
zuschreiben, welche den Ernst der Kunst wie ihre Heiterkeit
verscheuchen: oder man kann die Not der Gegenwart, den verwickelten Zustand
des bürgerlichen und politischen Lebens anklagen, welche dem in kleinen Interessen
befangenen Gemüt sich zu den höheren Zwecken der Kunst nicht zu befreien
vergönne, indem die Intelligenz selbst dieser Not und deren Interessen
in Wissenschaften dienstbar sei. welche nur für
solche Zwecke Nützlichkeit haben, und sich verführen
lasse, sich in diese Trockenheit festzubannen. - Hegel,
nach: Jochen Hörisch,
Theorie-Apotheke. Frankfurt am Main 2004
Überflügeln (2)
|
||
|
||