Turmspitze    Ich hätte nicht gedacht, daß es oben auf dem Eiffelturm so geräumig wäre! Es gibt da Galerien wie die Panorama-Passage des Palais Royal, nur sehr weitläufig und hall. Von dort wurden wir ohne Fortbewegungsmittel weiterbefördert, die Erschütterung allein ließ uns bemerken, daß wir reisten, denn blau und regungslos stand der Himmel. Es ging hinauf, es ging hinab. Aber es war doch nicht immer das gleiche: mitunter hätte man glauben sollen, man wäre in den Lagerräumen der großen Kaufhäuser zwischen lauter Winden und Treibriemen. Meist aber sah man die regungslose Bläue oder weite überwölbte Hallen, Vater und Söhne, die Koffer trugen an einem sonnigen Tag. Ich erinnere mich auch eines unvermuteten Aufenthalts vor einer fröhlichen Gasthaustafel, an der eine Dame den Vorsitz führte, deren Augen so strahlend funkelten wie Diamanten: sie war reich in blaßblaue und weiße Seide gekleidet, und sah zu mir herüber, während sie aß. Weiter unten war ein Rasen, wie in einer Art Park von Saint-Cloud. Ich kann nicht glauben, daß ich dies alles nur im Traum gesehen habe, so wirklich erschien mir alles. Doch da sitze ich nun wieder mit meiner ganzen Traurigkeit, meinen Schmerzen und vor allem meinen Sorgen. Die Zukunft ist schwarz. Anderswo gibt es Welten, wo alles Freude ist: ein Turm in den Lüften wird von einem einzigen Vogel getragen, ein Turm von dreihundert Metern, auf diesem Turm steht ein Mann, der sichtbarer ist als alles übrige, sein Haar und sein Gesicht sind aus Gold, und eine Taube folgt ihm, wenn er sich bewegt.  - Max Jacob, Der Würfelbecher. Frankfurt am Main 1968 (zuerst 1917/23)
 

Turm Spitze

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