ürsteher Etwas entsetzlich Starkes zog ihn oder stieß ihn ins Innere des Hauses. Die Axt schien aus dem Boden aufzutauchen und zuckte durch die Luft, aber sein Messer war schneller. Sie fiel dröhnend wie ein Wasserfall auf den Boden, doch das Geräusch ebbte zu einem lächerlichen Plätschern ab.
Der »Jemand«, der ihm die Tür geöffnet und die Axt
geschwungen hatte, lag auf dem Boden und hauchte den Rest seines Lebens aus.
Bills Schilderung zufolge handelte es sich um eine ekelhafte, bleiche Masse,
in der sein Messer bis zum Heft steckte, die rasch ihre menschliche Gestalt
verlor und deren Umrisse verschmolzen, bis nur noch eine Art Teig vorhanden
war, den man zuviel Hefe beigesetzt hat und der auf den Boden übergegangen ist.
Nur zwei große Augen aus weißem Email waren unversehrt, und Bill war in Versuchung,
sie mit dem Fuß zu zertreten. -
Jean Ray, Das Storchenhaus. Frankfurt am Main 1986
Türsteher (2) Die Tür öffnete sich einen
Spalt, und ein langgeschnäbeltes Wesen streckte kurz den Kopf heraus und
sagte: »Kein Zutritt bis übernächste Woche!«, worauf die Tür wieder
dröhnend zuschlug.
Lange klopfte und läutete Alice ganz vergeblich, bis schließlich ein
uralter Frosch, der unter einem Baum saß, aufstand und langsam auf sie
zuhinkte; er war ganz in Dottergelb gekleidet und hatte riesige Stiefel
an.
»Was ist denn schon wieder?« fragte der Frosch mit tiefer, krächzender Stimme.
Alice wandte sich um; inzwischen hätte sie am liebsten jedermann gescholten, der ihr in den Weg kam. »Wo ist der Dienstbote, der die Tür hüten soll?« begann sie.
»Welche Tür?« fragte der Frosch.
Alice wollte vor Ungeduld fast auf den Boden stampfen, so langsam und gedehnt sprach er. »Die hier, natürlich.«
Eine Weile betrachtete der Frosch die Tür mit großen, trüben Augen; dann
ging er auf sie zu und rieb mit dem Daumen daran, als wollte er sehen,
ob die Farbe nicht abging; schließlich sah er Alice an.
»Die Tür hüten?« fragte er. »Will die denn davon?« Alice konnte ihn
kaum hören, so heiser war er.»Was soll das denn heißen?« fragte sie.»Ich
red doch deutsch, oder?« versetzte der Frosch. »Oder bist du vielleicht
taub? Ob sie davonlaufen will?«
»Ach was!« sagte Alice ungeduldig. »Geklopft habe ich daran.«
»Ja dann - dann freilich -«, brummte der Frosch. »Das leid't sie
nicht.« Dann schritt er wieder zur Tür und gab ihr einen Tritt mit
seinen großen Füßen. »Du mußt sie eben gehen lassen«,keuchte er und
humpelte wieder zu seinem Baum zurück, »dann läßt sie dich auch gehen.« - Lewis Carroll, Alice hinter den Spiegeln. Frankfurt am Main 1974 (zuerst 1872. Illustrationen von John Tenniel)
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