rottel   Kurz vor 1920 gründeten einige der besten Schwindler Amerikas in Denver, Colorado, einen Trickbetrüger-Ring, In den Wintermonaten gingen sie in den Südstaaten ihren Geschäften nach. 1920 arbeitete sich Joe Furey, einer der Führer des Rings, durch Texas vor, wobei er mit klassischen Betrügereien Hunderttausende von Dollar verdiente. In Fort Worth traf er einen Trottel namens J. Frank Norfleet, einen Rinderzüchter, dem eine große Ranch gehörte. Norfleet fiel auf den Trick herein. Überzeugt, schnelles Geld machen zu können, leerte er sein Bankkonto und übergab Furey und dessen Komplizen 45000 Dollar. Ein paar Tage später überreichten sie ihm seine »Millionen«, die sich als einige wenige echte Dollarnoten herausstellten, welche Stapel von zurechtgeschnittenem Zeitungspapier maskierten.

Furey und seine Leute hatten solche Tricks schon Hunderte von Malen angewandt, und in der Regel ärgerte sich das Opfer über seine Leichtgläubigkeit so, daß es seine Lektion im stillen lernte und den Verlust abschrieb. Doch Norfleet war anders. Er ging zur Polizei, wo man ihm sagte, daß man wenig tun könne. »Dann werde ich diese Kerle selbst suchen«, sagte Norfleet zu den Detektiven. »Und ich werde sie auch kriegen, selbst wenn es bis ans Ende meines Lebens dauert.« Seine Frau übernahm die Ranch, und Norfleet durchkämmte das Land auf der Suche nach anderen, denen man mit demselben Trick das Fell über die Ohren gezogen hatte. Ein weiteres Opfer gesellte sich zu ihm, die beiden Männer erkannten in San Francisco einen der Trickbetrüger und schafften es, ihn einsperren zu lassen. Der Mann beging lieber Selbstmord, als sich auf eine lange, lange Zeit im Gefängnis gefaßt zu machen.

Norfleet machte weiter. Einen weiteren Trickbetrüger stellte er in Montana, nahm ihn wie ein Kalb ans Seil und zerrte ihn durch die matschigen Straßen zum Gefängnis. Norfleet beschränkte sich nicht auf die Vereinigten Staaten, sondern reiste auch nach England, Kanada und Mexiko, um Joe Furey und seine rechte Hand, W. B. Spencer, aufzuspüren. Spencer entdeckte Norfleet in Montreal und jagte ihn durch die Straßen. Er entkam zwar, doch der Rancher blieb ihm auf der Spur und holte ihn in Salt Lake City ein. Da Spencer sich lieber der Gnade des Gerichts als Norfleets Zorn ausliefern wollte, stellte er sich.

In Jacksonville, Florida, fand Norfleet dann Furey und verfrachtete ihn persönlich nach Texas, um ihn dort der Justiz zu übergeben. Doch damit ließ er es nicht genug sein: Er ging nach Denver, um den gesamten Ring zu zerschlagen. Große Summen Geld und ein weiteres Jahr seines Lebens opferte er dieser Jagd, und schließlich gelang es ihm, sämtliche Anführer des Trickbetrüger-Rings vor Gericht zu bringen. Und einige, die er nicht erwischte, hatten soviel Angst vor ihm, daß auch sie sich freiwillig stellten.

Binnen fünf Jahren hatte Norfleet ganz allein den größten Trickbetrüger-Ring der USA zerschlagen. Darüber ging er zwar bankrott, und seine Ehe zerbrach daran, doch er starb als zufriedener Mann. - (macht)

Trottel (2) Der Leichenwärter riß den Hörer vom Telefon, würgte das Läuten mitten im schrillen Klingeln ab. »Hallo«, sagte er. Dann ungeduldig: »Hallo! Hallo! Hallo!« Der Schweiß auf seinem zitronengelben Gesicht glänzte im bleichen, cremefarbenen elektrischen Licht einer Schülerschreibtischlampe mit grünem Schirm. Seine Lippen an der Sprechmuschel zuckten. »Sie woll'n Daisy sprechen? Daisy! Daisy wer?«

Die Ellbogen hart auf das Eichengeländer gestützt, das das Büro des Leichenschauhauses vom Warteraum trennte, starrten zwei Zeitungsreporter träge auf den weißen Kittel des Wärters. Ihre Hemden waren am Kragen offen; ihre Arme waren nackt; ihre Krawatten, mit gelockerten Knoten, hingen ihnen schlaff um den Hals; ihre Gesichter waren feucht von der Hitze. An der Wand neben ihnen zeigte eine Uhr mit gesprungenem Glas, daß es siebzehn Minuten vor drei war.

»Oh, Sie woll'n Miss Daisy Stiff sprechen«, sagte der Leichenwärter. »Sie hat Ihnen gesagt, Sie soll'n sie hier anrufen, oder?« Er zwinkerte den andern zu. »Tja, sie kann nicht ans Telefon kommen. Sie ist unten bei den andern Mädchen.«

Durch die Fenster auf der Westseite strömte in Wellen heiße Nachtluft herein, blähte die schäbigen Vorhänge, schabte über die Gesichter der Reporter und ließ ihre Lungen schmerzen.

Der Leichenwärter sagte: »Ist mir egal, ob Sie tatsächlich mit ihr verabredet waren; sie kann nicht ans Telefon kommen.« Er lachte rauh in sich hinein. »Sie liegt flach.«

Der Reporter vom Herald and Examiner hieß Herbert Greening, er war zweiundzwanzig Jahre alt und hielt die Arbeit bei einer Zeitung immer noch für spannend. Er war klein und dick, und wenn er lachte, bebten seine bläulich-roten Wangen.

Der Leichenwärter hielt eine Hand über die Sprechmuschel. »Er sagt, er macht sich Sorgen, weil irgend so ein Weibsbild, das er seit gestern abend kennt, nicht zum Rendezvous um Mitternacht erschienen ist.« Sein Gelächter endete in einem Hustenanfall. Er legte seine Lippen an den Apparat. »Weißte eigentlich, mit wem du sprichst, mein Freund?« Er hustete wieder, spuckte blutdurchzogenen Schleim auf den Marmorfußboden. »Hier ist das Cook County Leichenschauhaus, und wenn deine Daisy hier ist, mußte schon herkommen und sie abholen.« Er warf den Hörer auf die Gabel.

Der dicke Reporter Greening bebte inzwischen am ganzen Körper vor Vergnügen. »Das Gesicht von dem Kerl würd' ich gern sehen«, keuchte er. »O Mann, würd' ich das gern sehen.« Seine Hand plumpste auf das Eichengeländer.

Der Leichenwärter lehnte sich mit Schwung in seinen Drehstuhl zurück, lächelte mürrisch. »Ich krieg' bestimmt zwanzig solcher Anrufe am Tag.« Vom Husten war sein Gesicht schweißnaß. »Die Mädels legen irgendeinen Trottel rein, dann geben sie ihm diese Nummer, damit er sie anruft. Erzählen ihm, er soll nach Joan Stiff oder Daisy Still fragen, oder sowas in der Art. Wir ändern andauernd die Nummer, aber es scheint nicht viel zu nützen.« - Jonathan Latimer, Leiche auf Abwegen. Zürich 1988 (detebe 21592, zuerst 1936)

Trottel (3)


 IVAN   TURGENEV:    Gutmütiger    Dorftrottel, dumm, neugierig und dienstbereit.

 - (turg)

Trottel (4) Synonyme Wortgruppen für: Trottel

Armleuchter (derb), Blödel (ugs.), Blödian (ugs.), Blödmann (ugs.), Depp (ugs.), Dummkopf, Hanswurst (ugs.), Hirni (ugs.), Idiot (derb), Napfsülze (ugs.), Schwachkopf (derb), Stoffel (ugs.), Trottel (derb)

Oberbegriff: unangenehmer Mensch

Bekloppter, Depp, Trottel

Bekloppter (derb), Dödel (ugs.), Depp (ugs.), Dolm (österr.) (ugs.), Dummbart (ugs.), Dummbartel (ugs.), Dummkopf, Dussel (ugs.), Esel (ugs.), Hanswurst (ugs.), Holzkopf (ugs.), Hornochse (ugs.), Kasperl (bayr.) (österr.) (ugs.), Kretin (ugs.), Narr, Pappnase (ugs.), Rindvieh (ugs.), Strohkopf (ugs.), Tölpel, Trottel (derb)

Oberbegriff: Charakter, Einzelwesen, Individuum, Mensch, Persönlichkeit, Person, Subjekt, Typ - Thesaurus des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache

Dummkopf
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