rockenheit Es
gibt verschiedene Autoren, wie es Fische, Vögel, Insekten
gibt. Was man an ihnen sehen und genießen will, ist die sichere Beherrschung
ihres Elements. Das ist bei Léautaud der Fall. Unter
den Franzosen ist Chamfort, unter den Deutschen
Lichtenberg ihm verwandt. Als Zitat notiere
ich:
»Être grâve dans sa jeunesse, cela se paie, souvent, par une nouvelle jeunesse
dans l'âge mûr.«
Von Rousseau kommend, kann man bei ihm lernen, wie man Bekenntnisse
trocken serviert. Freilich wird man sich dabei der Gefahr des Zynismus aussetzen.
- Ernst Jünger, Strahlungen. Notat vom 10. Mai 1944.
München 1965 (zuerst 1949)
Trockenheit (2) Jeder, der mit einiger Fantasie
begabt, soll, wie es in irgendeinem lebensklughehschweren Buche geschrieben
steht, an einer Verrücktheit leiden, die immer
steigt und schwindet wie Ebbe und Flut. Die Zeit
der letzteren, wenn immer höher und stärker die Wellen daherbrausen, ist die
einbrechende Nacht, so wie die Morgenstunden gleich nach dem Erwachen, bei der
Tasse Kaffee, für den höchsten Punkt der Ebbe gelten. Daher gibt jenes Buch
auch den vernünftigen Rat, diese Zeit als den Moment der herrlichsten klarsten
Nüchternheit zu benutzen zu den wichtigsten Angelegenheiten des Lebens. Nur
des Morgens soll man z.B. sich verheiraten, tadelnde Rezensionen lesen, testieren,
den Bedienten prügeln u.s.w. - E. T. A. Hoffmann, Prinzessin Brambilla (zuerst
1820)