riebleben  Das Schicksal und der Teufel, der nicht immer schläft,  fügten es, daß eine Koppel galizischer Stuten in dem Tale weidete, geführt von Treibern aus Yanguas, die die Gewohnheit haben, Mittagsruhe mit ihren Tieren an Orten, wo es Gras und Wasser gibt, zu halten; und der Platz, wo Don Quijote sich gelagert, war den Yanguesen sehr gelegen. Da geschah es denn, daß den Rosinante die Lust ankam, mit den jungen Galizierinnen zu kurzweilen, und gleich wie er sie witterte, ganz aus der Art schlagend, ohne seinen Herrn um Erlaubnis zu bitten, setzte er sich kecklich in einen kurzen Hundetrab und sprengte hin, um seinem Herzensdrang bei ihnen obzuliegen; aber die Stuten, die offenbar mehr Lust zur Weide als zu anderm hatten, empfingen ihn so mit Hufen und Zähnen, daß sie ihm alsbald den Gurt sprengten und er ohne Sattel und Bügel dastand. Was ihn dabei am schmerzlichsten berühren mußte, war, daß die Säumer, sobald sie sahen, daß ihren Stuten Gewalt geschehen sollte, mit Knütteln herzuliefen und ihm so viel Prügel aufzählten, daß sie ihn übel zugerichtet zu Boden streckten.

Don Quijote und Sancho, welche die Abprügelung Rosinantes mit angesehen, kamen jetzt keuchend herbei, und der Ritter sprach zu seinem Knappen: „Soviel ich sehe, Freund Sancho, sind dies nicht Ritter, sondern gemeines Volk und von niedriger Herkunft; ich sage dies, weil du hier mir allerdings beistehen kannst, die gebührende Rache zu nehmen für die Schmach, die vor unsern Augen Rosinante zugefügt worden."

„Was Teufel für Rache sollen wir nehmen", entgegnete Sancho, „wenn ihrer mehr als zwanzig und unser nur zwei sind, und vielleicht gar nur anderthalb?"

„Ich zähle für hundert", entgegnete Don Quijote. - (don)

Triebleben (2)  Der Sex habe weder eine erhebliche kombinatorische noch konstruktive Zukunft vor sich; was es dort auszudenken gebe, habe man längst verwirklicht, und nicht darin liege der Sinn der automorphen Freiheit, daß sie geradlinig dies oder jenes erweitere, indem sie einfach plagierende Vergrößerungen von sexuellem Gerümpel mache. Man müsse sich völlig neue Organe ausdenken, die ausschließlich darum funktionieren sollen, damit ihr Besitzer es gut, immer besser, lustvoll, geradezu himmlisch habe.

Barb wurde von einer Gruppe junger fähiger Projektanten aus dem BÜPROKÖPS unterstützt, die das Rüpsen und das Händen erfanden; man verkündete sie mit großem Aufwand in Reklameschriften, die garantierten, daß die früheren Freuden des Magens oder Geschlechts ein dümmliches In-der-Nase-Bohren im Vergleich zum Rüpsen und zum Händen seien; in die Hirne wurden Zentren des ekstatischen Empfindens eingebaut, die speziell von den Ingenieuren der Nervenwege programmiert wurden, wobei man sie etagenförmig einrichtete. So entstand der Hände- und der Rüpsetrieb sowie die diesen Instinkten eigentümlichen Tätigkeiten mit einer überaus reichen und differenzierten Skala, denn man konnte abwechselnd oder gleichzeitig, solo, im Duett, im Terzett, und dann, nach dem Anstückeln der Rastler, auch in Gruppen von mehreren Dutzend Personen rüpsen und banden. Es entstanden auch neue Kunstarten, denn es tauchten Artisten auf, die rüpsten und handeten, aber auch das war noch nicht alles; gegen Ende des 26. Jahrhunderts erschienen Barockformen von Zungentretern, große Erfolge hatte ein Fersenbeißer, und der berühmte Ondur Steredon, der gleichzeitig handen, rüpsen und Mandel spielen konnte, während er mit Wirbelflügeln flog, wurde von der Menge vergöttert.

Auf dem Höhepunkt der Barockperiode kam der Sex aus der Mode; ihn pflegten nur kleine Vereinigungen, die der Komas-saten und der Separatisten. Die Separatisten, die die Zügellosigkeit befehdeten, vertraten die Ansicht, daß es sich nicht schicke, mit demselben Mund Kohl zu essen, mit dem man den Geliebten küsse. Unerläßlich sei ein besonderer, der sogenannte platonische Mund, und am besten wäre es, wenn man gleich einen ganzen Satz davon hätte, je nach Bestimmung (für Verwandte, Bekannte und für die auserwählte Person). Die Komassaten, die dem Funktionalismus huldigten, wirkten im umgekehrten Sinne, sie verbanden alles, was sich verbinden ließ, zur Vereinfachung des Organismus und des Lebens. Der Niedergang dieses Stils, wie gewöhnlich extravagant und wunderlich, schuf so eigenartige Gestalten wie die kokette Taburette und den Sechsling, der an einen Zentauren erinnerte, aber statt Hufe vier nackte Füße hatte, die mit den Zehen einander zugekehrt waren: Man nannte ihn auch Stampfer, nach einem Tanz, bei dem energisches Stampfen ein Grundelement bildete. Jedoch der Markt zeigte Sättigung und Ermüdung. Es fiel schwer, mit einem neuartigen Körper aufzufallen. - (lem)

 

Leben

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme