Trilce, César
An manchen Tagen wußten wir einfach nichts Bessres zu sagen
als ›Gleich passierts‹ oder ›Geht schon in Ordnung ..
.‹ gelangweilt in
überheizten Bibliotheken wo
unsere Blicke bevor sie glasig wurden wie Rauchringe
schwebten unter den hohen Kassettendecken alexandrinischer
Lesesäle. Die meisten von uns
wollten fort (nach New York oder sonstwohin): Studenten
mit
komisch flatternden Stimmen gescheiterte Pläne umkreisend
immer im Aufwind und manche vor
melancholischer Anarchie süchtig nach neuen Totems,
Idolen gestriger Revolutionen und dem zum x-ten Mal akupunktierten
Leib der Magie. Man kam ziemlich billig wenn man den ganzen
Tag dort verbrachte (besonders im Winter) zwischen den kurzen
Pausen allein
mit seinen postlagernden Sorgen miet- schuldig, die Stille
wie Nervengas aus den Büchern saugend all dieser sanften
Bestien (...) und manchmal gab es selbst dort im Einerlei
dieses Treibhausklimas ein wenig lebendige Überraschung
- (Trilce, César!). Ich
erinnere noch genau eines Nachmittags im Sommer das raschelnde
Zwielicht als ich beim Scheißen aus einer Nebenzelle der Bibliothekstoilette
gedämpftes Atmen und Stoß auf Stoß schnell
sich steigern hörte: mein Herz flog plötzlich auf und ich
erschrak wie ein ganzer Schmeißfliegenschwarm vor dem
Liebesspiel zweier Männer die stumm aneinander arbeiteten
schwitzend und selbst- vergessen wie fremde kentaurenartige
Wesen auf einer überbelichteten Fotografie. Schwer
zu vergessen mit welcher Erleichterung
sie nachher frischgekämmt jeder hochrot und mit cremigem
Teint
einzeln an mir vorübergingen und nur ein Augenzwinkern
(durch mich hindurch) verriet mir: Sie hatten sich
kennengelernt.
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