raumwahl ELISE: »Glaubst du nicht auch, daß wir für unsere Träume verantwortlich sind wie für unsere Taten?
Ich wenigstens bin sicher, daß ein Instinkt die Wahl unserer Träume bestimmt, da es niemals vorkommt, daß ich schlafend etwas sehe, das mich erniedrigt, sondern nur, was mich erhöht.
Was in diesem letzten Traum vorherrschte, war die Ergriffenheit, die ich verbreitete. Ich war nicht mehr nach gemeinem Menschenmaß zu messen. Ich hatte mich über die Herde hinaufgeschwungen, und alle wollten mich sehen, wo ich vorüberkam, als sei eine Heilige erschienen. Ich fühlte mich selber gewandt und luftig, gefeit gegen Unwissenheit, Niedrigkeit und Erschöpfung. Meine Lebenskräfte grenzten ans Wunderbare, und die Freiheit meiner Seele und meiner Glieder erstaunte mich selbst.
Zuletzt wurde ich so mager, daß ich aussah wie ein Baum, und meine Haare waren von jeder Länge, wie die Zweige der Eiben.
Ich hatte mein Haus in Brand gesteckt, ehe ich aufbrach, oder ich hatte es
verkauft und den Erlös in den Ofen geworfen. Die Polizei war hinter mir her,
aber als die Gendarmen mich eingeholt hatten, stand da ein Baum vor ihnen; das
verschlug ihnen die Sprache.» - Marcel Jouhandeau, Herr
Godeau heiratet. In: M. J., Elise. Reinbek bei Hamburg
1968 (zuerst 1933 ff.)
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