raumseele Bei
den Semang in Thailand und Malaysia wird die Seele »Traumseele« genannt. Sie
ist die einzige Seele und entweicht während des Schlafes aus dem Körper, so
daß Träume als ihre nächtlichen Erlebnisse zu verstehen sind. Im Tod verläßt
sie den Leib definitiv, bleibt freilich sieben Tage lang in der Nähe des Grabes
bzw. des Lagers. Sie ähnelt dem Menschen, aber nur wie sein Schatten.
Ihr Gesicht leuchtet - an Glühwürmchen erinnernd.
Wenn sie sich in der Nähe der Lebenden aufhält, ist sie besonders gefährlich.
Sie versucht, so glaubt man, den Hinterbliebenen die Zunge
herauszureißen, um zu töten. Dies beabsichtigt sie, weil es ihr um Gesellschaft
bzw. Begleitung auf der letzten Reise geht. Nach sieben Tagen wandert sie gen
Osten und muß zwei Brücken überqueren. Die erste ist
wie eine Wippe konstruiert, die die Seele in die Höhe schleudert und bei einem
Gott am Firmament landen läßt. Der schiebt sie mit dem Ellbogen zu einer zweiten,
ins Totenland führenden Brücke - doch die Seele fällt ins Meer. Die Ahnen kommen
und befragen sie nach ihren Hinterbliebenen. Wenn sie nicht genug weiß, muß
sie auf die Erde zurückfahren. -
Hans-Jürg Braun, Das Jenseits. Die Vorstellungen der Menschheit über
das Leben nach dem Tod. Frankfurt am Main 2000 (it 2516, zuerst 1996)
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