raumrunde  Sundar, den melancholische Inder, nannten die Beamten das Phantom von Benares. Dieser sanfte und fette junge Mann mit dem aschfarbenen Gesicht, Neffe eines indischen Delegierten, schlenderte seit fünf Jahren in den Fluren des Sekretariats des Völkerbunds herum. Man begegnete ihm von morgens bis abends, wie er lächelte, in den verschiedenen Stockwerken umherschweifte und schwebte. Er versteifte sich mit einer so sanften Dickköpfigkeit darauf, daß man nicht einmal daran dachte, ihm Vorwürfe zu machen oder ihn um eine Scheinarbeit zu bitten. Er störte niemanden und wollte von niemandem gestört werden. Als vorbildlicher Beamter kam er pünktlich an, drehte während der vorschriftsmäßigen sieben Stunden seine Traumrunde und ging pünktlich wieder.

Da er zu allen, Bekannten und Unbekannten, sehr höflich war, zeigte er Scipion freundlich seine strahlenden Zähne und setzte, die Hände in den Taschen, seine ewige Wallfahrt fort, traurig lächelnd und voller Höflichkeit die Kollegen grüßend, die er auf seinem Weg traf. (Dieses umherirrende Gestirn unterbrach seine Bahn nur am zwanzigsten eines jeden Monats. An diesem feierlichen Tag nahm er an der Kasse seine schönen Schweizer Banknoten in Empfang. Dann nahm er mit dick gefüllten Taschen sein sanftes Umherirren wieder auf, bis zum zwanzigsten Tag des nächsten Monats.)  - (eisen)

 

Traum

 

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