Traum, mütterlicher   »Mopo, mein Sohn«, sagte sie. »Ich habe einen Traum gehabt. Ich träumte, daß ich den kleinen Jungen Chaka sähe, der mich geschlagen hat. Er war erwachsen und so groß wie ein Riese. Er schritt über die Berge und über das Veldt, seine Augen waren feurig wie Blitze, und in seiner Hand trug er einen kleinen Assegai, der von Blut gerötet war. Er packte die Menschen, einen nach dem anderen, und zerriß sie mit seinen Händen und zertrampelte ihre Kraals mit seinen Füßen. Vor ihm lag das Land grün und blühend wie im Sommer, und hinter ihm war das Land schwarz, als wenn Feuer das Gras verbrannt hätte. Ich sah unsere Menschen, Mopo, es waren viele, und sie waren fett, und ihre Herzen lachten; die Männer waren tapfer, die Mädchen schön; ich habe ihre Kinder zu Hunderten gesehen. Und ich sah sie wieder, Mopo: Sie waren Knochen, weiß gebleichte Knochen, Tausende von Knochen, die an einem felsigen Ort übereinanderlagen, und er, Chaka, stand über den Knochen und lachte, bis die Erde erzitterte. Dann, Mopo, in meinem Traum, sah ich dich als erwachsenen Mann. Du warst als einziger von unserem Volk übriggeblieben. Ich sah dich, wie du dich von hinten an den Riesen Chaka heranschlichst, und bei dir waren andere Männer, Männer von königlicher Erscheinung. Du tötetest Chaka mit einem kleinen Assegai, und er stürzte zu Boden und wurde wieder klein. Er fiel und verfluchte dich. Aber du schriest einen Namen in sein Ohr - den Namen Balekas, deiner Schwester - und er starb«.  - Henry Rider Haggard, Nada die Lilie. München 1980 (zuerst 1892)
 

Traum Mütterlichkeit

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