raum,
hilfreicher Zur Ertötung seiner fleischlicher
Regungen dachte Heinrich Seuse sich wirksame Mittel aus. Er nähte
selbst eine lederne Hose, in die er einen Schmied 150 Nägel
einarbeiten ließ. Tag und Nacht trug er sie unter seinem Habit. Mit der Zeit
nisteten sich Wanzen und andere Parasiten ein und peinigten ihn ununterbrochen,
was er aber heroisch ertrug. Damit er nicht etwa nachts in Versuchung käme,
die Hose auszuziehen, steckte er seine Hände in Lederschlaufen und genagelte
Handschuhe, so daß er bei jeder Bewegung im Schlaf sofort schmerzhaft geweckt
wurde. Auch andere Körperteile züchtigte er so sehr, daß oft sein ganzer Leib
von offenen Wunden bedeckt war. Das Ungeziefer und die Fliegen, die sich an
den Schwären gütlich taten, ertrug er mit beispielhafter Geduld. Seiner Gesundheit
allerdings setzten diese Formen der Selbstkasteiung so zu, daß er in ernster
Lebensgefahr schwebte. In seiner Autobiographie schreibt er in dritter Person
über sich: »Als seine Natur und seine Adern erkaltet und verwüstet waren, erschien
ihm in einem Gesicht am Pfingsttage ein himmlisches Gesinde und verkündigte
ihm, daß Gott es von ihm nicht länger haben wollte. Da ließ er davon ab und
warf alle Werkzeuge der Abtötung in einen Fluß.« - Albert Christian Sellner, Immerwährender
Heiligenkalender. Frankfurt am Main 1993
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