otengeruch
Mit Tränen und lauwarmem Wasser säuberte im Großelternzimmer meine
kinderlose Tante die tote Großmutter. Ich lief hin und öffnete die Tür, wollte
der Tante etwas geben oder sagen, spürte den Wind des Totengeruchs, während
ich die Tür öffnete, fast zu Tode erschrocken, aber wahrscheinlich auch ein
wenig fasziniert, schloß ich die Tür wieder. Der Spiegel dieser Wunde ist blutrot.
Ich muß ihn mit einem Tuch säubern, damit ich weiter sehen kann, was war und
was in mir noch immer ist. Die Großmutter liegt nackt auf dem Bett, ihre Beine
auseinandergespreizt, der Mund offen, die Augen bereits geschlossen. Die Tante
steht weinend über ihr, hält ein Tuch in der Hand und wischt ihren toten Leib
sauber. - Josef Winkler, Nachwort zu (
jah
)
Totengeruch (2)
|
||
|
||