Totengedanken    Habe ich nicht gesagt, daß ich es fühlte? Seit zwei Tagen bin ich tot. Doch nichts hat sich geändert. Sie hatte recht. Wenn ich gewußt hätte daß es so einfach ist und nichts sich ändern sollte, wäre ich früher gestorben. Doch wofür, wenn sich nichts ändern sollte? Ach, ich weiß nicht, aber wie man es auch nimmt - mir scheint, es ist besser, tot als lebendig zu sein.

Jetzt, da ich gestorben bin, drängt es mich, diese Geschichte zu erzählen, von Anfang an. Ich war einsam und verzweifelt ... Ach was, zum Teufel mit der Geschichte! Warum sollte ich mich damit abgeben? Aus was für einem verqueren Grund sollte ich sie erzählen, wenn ich doch tot bin? Besser, viel besser ist's, mit der Gelassenheit des Philosophen meine Pantoffeln zu betrachten. Denn Nichtstun ist das beste Mittel, alles Verwerfliche zu meiden. Hier bin ich, glücklich und zufrieden, und kann ruhig und gelassen vor mich hin singen: Hoch lebe England und Engmeer!    - Tommaso Landolfi, Cancroregina. Die Krebskönigin oder Eine seltsame Reise zum Mond. Zürich 1997

Tote Gedanke

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