olteken   Von Quetzalcouatl heißt es, daß er immer dalag, das Gesicht in Decken gehüllt, denn er war sehr häßlich; sein Gesicht war wie ein großer Klotz, nicht wie das eines Menschen gestaltet, und sein Bart sehr lang und groß.

Die Tolteken, seine Untertanen, waren sehr kunstverständig. nichts war ihnen zu schwierig. Sie schnitten die grünen Edelsteine, gossen Gold und übten auch jedes andere Kunsthandwerk aus; so verstanden sie sich sehr auf Federarbeiten. Mit Quetzalcouatl begann das gesamte Kunsthandwerk und Kunstverstädnis. In Tollan standen seine Häuser aus grünen Edelsteinen, gelbem Gold, roter Muschelschale, weißer Muschelschale, türkisinkrustierten Balken und Quetzalfedern.

Seine Untertanen, die Tolteken, machten sich nichts aus den größten Entfernungen; sie gelangten schnell überallhin, wohin gingen, und weil sie so eilten, nannte man sie »Die einen ganzen Tag lang die Knie krumm machen«. Ein Berg liegt dort, der heißt »Berg des Schreiens« und wird noch heute so genannt. Man sagt, das auf ihm ein Herold stand; wenn es notwendig war, stellte er sich dort auf und schrie; sein Schrei drang bis zum Küstenlande, und es ward in allen Himmelsrichtungen gehört was er sagte, was für einen Befehl er verkündete. Dann eilten all schnell herbei und erfuhren, was auf diese Weise Quetzalcouatl gebot.

Man hatte in Tollan an allen Dingen Überfluß. Die gesamten Lebensmittel hatten fast keinen Preis. Es heißt, daß die Kürbisse so groß und dick waren, daß sie eine Klafter im Umfange maßen, und die Maiskolben so lang wie die Handwalze des Mahlsteins; man rollte sie daher auf dem Boden entlang. Die Melden, die Gemüsekräuter gar wurden so hoch wie Palmen, und man konnte zu ihnen hinaufklettern. Dort wuchsen auch alle Arten farbiger Baumwolle: brennendrote, gelbe, zartrosafarbene, violettbraune, hellblaue, dunkelblaue, grüne, orangefarbene, schwärzliche, schattierte, sattgelbe, fahlgelbe. Alle diese Arten kamen gleich farbig zum Vorschein, man brauchte sie nicht erst zu färben. Ebenso lebten dort alle kostbaren Schmuckvögel: der Kotinga, der Quetzalvogel, der Trupial und der Löffelreiher -, ferner alle Vögel, die schön singen können, die auf den Bergen singen. Weiter gab es dort alle Arten grüner Edelsteine; Gold und Silber waren keine Kostbarkeit, so viel besaß man davon. Endlich wuchs auch Kakao in Tollan, nämlich die wohlriechende kleine Kakaoart; der Kakao gedieh an vielen Orten. So waren die Tolteken ungeheuer reich. Niemals litten sie Not, in ihren Häusern gebrach es an nichts, und nie gab es eine Hungersnot. Von den Spätlingen, den unausgebildeten kleinen Maiskolben, machten sie überhaupt keinen Gebrauch, mit ihnen heizten sie ihre Schwitzbäder.

Quetzalcouatl aber gab sich Kultusübungen hin. Er durchstach sich das Schienbein und bestrick mit dem abgezapften Blut Agavebiattspitzen. Und er badete um Mitternacht an dem »Waschplatz der Türkise«. Alles das haben ihm später die Priester nachgemacht.   - (azt)