öter  Eine  persönliche, aber  vorteilhafte Beziehung zwischen dem Töter und dem Erschlagenen besteht nach dem Glauben der Murngin im australischen Arnhem-Land. Der Geist des Erschlagenen geht in den Körper des Töters ein und verleiht ihm doppelte Stärke, er wird tatsächlich größer. Es läßt sich denken, daß dieser Gewinn die jungen Männer zum Kriege anreizt. Jeder sucht sich einen Feind, um sich seiner Kraft zu bemächtigen. Doch gelingt ihm seine Absicht nur, wenn er ihn nachts erschlägt, denn bei Tag hat das Opfer seinen Mörder gesehen und ist dann viel zu zornig, um in seinen Leib einzugehen.

Dieser Vorgang des ›Eingehens‹  ist genau geschildert worden. Er ist so merkwürdig, daß ein guter Teil der Schilderung hier folgen soll.

›Wenn ein Mann während eines Krieges einen anderen getötet hat, kehrt er heim und nimmt keine gekochte Nahrung zu sich, bis die Seele des Toten sich ihm nähert. Er kann sie kommen hören, denn der Schaft des Speeres hängt noch an der Steinspitze, die im Toten steckt; er schleift am Boden, schlägt gegen Büsche und Bäume und macht beim Gehen Lärm. Sobald der Geist ganz nahe ist, hört der Töter Laute, die aus der Wunde des Toten kommen.

Er faßt den Speer, entfernt die Spitze und legt dieses Ende des Schafts zwischen die große und die zweite Zehe. Das andere Ende des Schafts wird gegen die Schulter gelehnt. Die Seele betritt nun die Vertiefung, in der die Speerspitze früher lag, nimmt ihren Weg ins Bein des Töters hinauf und dann in seinen Leib. Sie geht wie eine Ameise. Sie tritt in den Magen ein und verschließt ihn. Dem Manne wird übel. und er hat Fieber im Bauch. Er reibt seinen Magen und ruft laut den Eigennamen des Mannes, den er getötet hat. Das heilt ihn, und er fühlt sich wieder gesund: denn der Geist verläßt den Magen und betritt das Herz. Sobald er im Herzen ist, hat das die Wirkung, als ob das Blut des Toten nun im Töter wäre. Es ist, als habe der Mann, bevor er starb, sein Lebensblut dem andern gegeben, der ihn töten würde.‹ - (cane)

Töten Einverleibung

 

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