(3. Karte: 24. 11. 72): plötzlich, als ich einen grauen,
porösen Kopfknochen sah, irgendeiner, fiel mir ein, daß wir 1952, 53 im Gebüsch
an der Kirche zu Vechta, zwischen faulendem Laub, Fußball gespielt hatten mit
einem derartigen Menschenknochen (fühlte ich da nicht 1 Grauen? Ich habe mitgemacht,
ich wollte gern mitspielen mit anderen, es war 1 gute Gelegenheit: war es so?)/&
ich erinnerte mich eines Schulausflugs in den Hümmling zu 1 Kloster, wo der
Altar 1 gläserner Sarg war, man schaute auf l vertrocknete Leiche! & das
sollte festlich sein, für Gottes-Feste! 1 unmenschliche Schweinerei ist es!)/:
Nachdenklich, dieser wahnwitzige Todesfetischismus des Menschen - da ist ein
grauer, vorzeitlicher Schatten bis heute, der die Freuden des Körpers verwesen
machen möchte durch die Psyche des Menschen, sein Denken)/Fratzen waren die
Gesichter: aus 1 vertrockneten Mund ragte 1 Zahn raus, die anderen waren alle
weg, verbraucht - man stelle sich 1 x die notwendigen Putzarbeiten in diesen
Räumen vor: täglich müssen Menschenknochen gerichtet werden, wohin jetzt mit
diesem Zahn? etc./Das Abendland, jeder, der sich darin bewegt, jeder, ist besessen
von dem Tod! Von der Idee des Todes! Mehr Tod als Leben./ & mir fiel auch
wieder ein, daß über der Steinpforte des Kölner Melatenfriedhofs in Goldschrift
steht "Sacer Locus" - Heiliger Ort - aber im alltäglichen Leben gibt
es keine heiligen Orte: es gibt ja auch so viel davon, - (rom)
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