odesart, dörfliche   Ein Nachbar war gefesselt mit dem Kopf in einen Ameisenhaufen gesteckt und von den Ameisen aufgefressen worden (obwohl das im Krieg geschah, vor ihrer Zeit, erlebte sie, als Kind, das als Gegenwart). Ein anderer brach sich den Hals, bloß indem er beim Apfelbrocken ins Gras fiel, und nicht einmal hoch von einer Leiter, sondern bloß von einem Stuhl (das konnte auch ihnen, den Kindern, zustoßen). Eine Nachbarin erstickte, bloß weil ein Pferd, dessen Geruch sie nicht vertrug, an ihr vorbeiging. Wieder eine andere, so bekam man erzählt, wachte, jung und kerngesund, eines Morgens kurzweg nicht mehr auf, und starb zudem, laut Priester an ihrem offenen Grab, in der Sünde, unverheiratet, mit einer ungeborenen Leibesfrucht. Dem Müller - für ein paar Jahre gab es so etwas dort noch - ertrank eines Tages auch das dritte und letzte seiner Kleinkinder in dem nach dem Wehr, mit dem Wiedereinströmen des Mühlkanals, besonders reißenden Bach.   - Peter Handke, Der Bildverlust. Frankfurt am Main 2002
 
 

Todesart Dorf

 

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