od, süßer »Die Kasuistik der Frage vom plötzlichen Tode nach dem Coitus ist der Polizei mehr bekannt,« sagt Prof. Gumprecht, »als man nach der Zahl der veröffentlichten Fälle urteilen könnte«. Der Ausspruch Gumprechts bezieht sich auf die Tatsache, daß der Mort douce den Mann nicht selten im Bordell ereilt. - (erot)

 Tod, süßer (2)  Der Junge hatte einmal gehört, wie die Bäuerin sprach 'unter dem Bett habe ich einen Topf mit Gift stehen.* Sie hatte es aber nur gesagt, um die Näscher zurückzuhalten, denn es war Honig darin. Der Junge kroch unter das Bett, holte den Topf hervor und aß ihn ganz aus. 'Ich weiß nicht,' sprach er, 'die Leute sagen, der Tod sei bitter, mir schmeckt er süß. Kein Wunder, daß die Bäuerin sich so oft den Tod wünscht.' Er setzte sich auf ein Stühlchen und war gefaßt zu sterben. Aber statt daß er schwächer werden sollte, fühlte er sich von der nahrhaften Speise gestärkt. 'Es muß kein Gift gewesen sein,' sagte er, 'aber der Bauer hat einmal gesagt, in seinem Kleiderkasten läge ein Fläschchen mit Fliegengift, das wird wohl das wahre Gift sein und mir den Tod bringen.' Es war aber kein Fliegengift, sondern Ungarwein. Der Junge holte die Flasche heraus und trank sie aus. 'Auch dieser Tod schmeckt süß,' sagte er, doch als bald hernach der Wein anfing ihm ins Gehirn zu steigen und ihn zu betäuben, so meinte er, sein Ende nahte sich heran. 'Ich fühle, daß ich sterben muß, sprach er, 'ich will hinaus auf den Kirchhof gehen und ein Grab suchen.' Er taumelte fort, erreichte den Kirchhof und legte sich in ein frisch geöffnetes Grab. Die Sinne verschwanden ihm immer mehr. In der Nähe stand ein Wirtshaus, wo eine Hochzeit gefeiert wurde: als er die Musik hörte, deuchte er sich schon im Paradies zu sein, bis er endlich alle Besinnung verlor. Der arme Junge erwachte nicht wieder, die Glut des heißen Weines und der kalte Tau der Nacht nahmen ihm das Leben, und er verblieb in dem Grab, in das er sich selbst gelegt hatte.

Als der böse Bauer die Nachricht von dem Tod des-Jungen erhielt, erschrak er und fürchtete, vor das Gericht geführt zu werden: ja die Angst faßte ihn so gewaltig, daß er ohnmächtig zur Erde sank. Die Frau, die mit einer Pfanne voll Schmalz am Herde stand, lief herzu, um ihm Beistand zu leisten. Aber das Feuer schlug in die Pfanne, ergriff das ganze Haus, und nach wenigen Stunden lag es schon in Asche. - Brüder Grimm, Der arme Junge im Grab. Nach (grim)

 

Tod Süße

 

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