ochter, schlechte «Die da», sagte der Großherzog endlich, «ist zu großen Dingen berufen. Ja, wenn sie mit ihrem Vater gehen will, so verpflichte ich mich, ihr unverzüglich in das Moskauer Konservatorium Eintritt zu verschaffen, und ehe fünf Jahre vorüber sind, wird sie vor dem Zaren tanzen. Sie wird überall die erste sein. Ihre Juwelen werden schöner sein als die meiner Töchter, und sie wird Paläste bewohnen, wie man sie in Frankreich nicht kennt.»
Mein Vater fragte: «Willst du mit uns gehen?» Während der alte Herr sprach,
hatte ich eine Art Erleuchtung. Tanzen!
Ja, das wars, was ich immer gewollt hatte; vor Freude sprang ich auf, klatschte
in die Hände über diese Entdeckung und rief immerzu: «Ich geh weg, ich geh weg.
Mama, du bist doch einverstanden? Welch ein Glück! Ich werde tanzen.» Mein kleiner
Bruder weinte, und Madeleine weinte, um nicht hinter ihm zurückzustehen. Meine
Mutter aber rührte sich nicht, reglos saß sie da und durchbohrte mich mit einem
schrecklichen Blick, dann plötzlich ergriff sie ein Küchenmesser und stürzte
damit auf mich zu. «Undankbare», sagte sie, «du schlechtes Kind, wer hindert
mich, euch allen dreien das Blut abzuzapfen wie Hühnern? Dafür also hätte ich
meine Jugend geopfert, meine Gesundheit, mein Glück, daß man mich um ein buntes
Band verläßt! Ich sehe wohl», ächzte sie, «daß ihr euch nicht scheuen werdet,
mich zu verlassen, einer nach dem andern. Und wenn ich bedenke, daß ich mir
nichts für mein Alter gerettet habe, nicht einmal die Ehre.» Dann, zu meinem
Vater gewandt: «Fürchterlicher Mensch, der du mich genötigt hast, einen Liebhaber
zu nehmen, um deine gräßliche Nachkommenschaft zu ernähren!» - Marcel Jouhandeau, Elise erzählt. In: M. J., Elise. Reinbek bei Hamburg
1968 (zuerst 1933 ff.)
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