itanenmahlzeit
Prokne
sollte die Schwester für tot halten. Aber Philomela war eine Weberin. Sie wob
in ihrem Waldgefängnis ein Gewand mit den Bildern ihrer Leidensgeschichte und
schickte es der Prokne. Die Königin erkannte den Frevel des Tereus. Es war die
Zeit der nächtlichen Feier des Weingottes: sie raste mit den Bakchantinnen durch
den Wald und riß Philomela in die schwärmende Schar mit. Und jetzt taten die
beiden Schwestern mit dem Kind Itys dasselbe, was die Töchter des Minyas in
ihrem von Dionysos verhängten Wahnsinn mit einem kleinen Sohn: sie zerstückelten
den Knaben. Sie taten dies wissend und absichtlich, und sie zerrissen das Kind
nicht, sondern sie zerschnitten es und kochten die Stücke in einem Kessel. So
kam es auch in den Geschichten um Dionysos vor,
um nicht zu reden von den schrecklichen Taten der Medeia.
Wie zu einer geheimen heiligen Mahlzeit lud Prokne ihren Mann ein. Es war die
Mahlzeit der Titanen, zu der Zeus herangelockt kam, die Mahlzeit des Tantalos,
zu dem die Götter geladen waren. Tereus aß und erkannte, was er verzehrt hatte,
erst, als Philomela den Kopf des Sohnes ihm zuwarf. Mit gezücktem Schwert verfolgte
er darauf die beiden Frauen. Und er hätte sie getötet, wenn Zeus nicht alle
drei in Vögel verwandelt hätte. Doch zu einer eindeutigen Verwandlungsgeschichte
wurde dies nicht. Man ist darüber nicht einig geworden, ob Tereus die Gestalt
eines Habichts oder eines Wiedehopfes annahm und ob nicht Philomela, für die
alten Erzähler die Schwalbe, doch als Nachtigall
den Tod des Itys beklagt934, wie dies im Ausklang der meisten Erzählungen Prokne
tut. - (kere)
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