itanen Die Titanen hatten ihre Gesichter mit Gips weiß gefärbt. Sie kamen wie Tote aus der Unterwelt, wohin Zeus sie verbannt hatte, überfielen den spielenden Knaben, zerrissen - oder vielmehr zerschnitten - ihn in sieben Stücke und warfen diese in einen Kessel, der auf einem Dreifuß stand. Nachdem das Fleisch gekocht war, begannen sie es mit sieben Spießen über dem Feuer zu braten.
Man wäre wohl geneigt, das derart bereitete Mahl kannibalisch zu nennen,
wenn die Hörner des aufgeteilten, gekochten und gebratenen Kindes nicht
daran gemahnen würde, daß es sich hier um ein geopfertes Zicklein oder
Kälbchen handelt - bei bestimmten Zeremonien, in gewissen Gegenden um das
eine, bei anderen, in anderen Gegenden, um das andere Tier -, dessen Leiden
und die Leiden des Gottes in dieser Geschichte sich genau entsprachen.
Nach einer Erzählung erschien Zeus selber bei dem Mahl der Titanen, angelockt
vom Duft des Bratens. Er schlug mit seinem Blitz die Titanen in den Tartaros
zurück und gab die Glieder des Dionysos dem Apollon, der sie am Parnaß
bei seinem eigenen Dreifuß in Delphi beisetzte. Nach einer anderen Erzählung
müssen die Titanen das Fleisch des Dionysos schon verzehrt haben, als Zeus
sie mit seinem Blitz erschlug. Sie stürzten wohl wieder in die Unterwelt
hinab, da sie von den Orphikern als die unterirdischen Ahnen des Menschengeschlechts
angerufen wurden. Doch entstand aus der Ausdünstung,
der Folge des Blitzes, der sie in Brand gesteckt hatte, eine Art Asche.
Die Asche wurde zu jenem Stoff, aus dem die Menschen nach der Lehre der
Orphiker gemacht worden sind. -
(kere)
Titanen (2)
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