Dieser andere...? Törleß zog die Brauen zusammen, um besser zu sehen. Trug
er nicht einen Zopf? Und etwas altertümliche Kleidung? Sehr altertümliche? Seidene
Kniehosen sogar? War das nicht... ? Oh! Und Törleß wachte
mit einem Schrei auf: Kant!
- Robert Musil,
Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. Reinbek bei Hamburg 1965 (zuerst 1906)
Tisch (2)
Tisch (3)
Tisch (4)
Von Tischen die sich wie altjüngferliche Bäche Tische die Berge von Rosen tragen Ein Tisch dem die trockene Zunge Ein hausgroßer gläserner Tisch Ein vierbeiniger Tisch Ein einbeiniger Tisch mit einem Schnabel |
- Hans Arp, Worte mit und ohne Anker. Wiesbaden 1957
Tisch (5) "Was ist das eigentlich, was ich da
betaste? Holz, natürlich, und als Ganzes ein voluminöser Gegenstand, der sich
zwischen Ihnen und mir befindet, etwas, das uns mit seinem kurzen, elenden Hieb
aus Mahagoni gewissermaßen trennt. Ein Tisch! Aber was ist das? Man spürt deutlich,
daß es hier unten, zwischen diesen vier Beinen, eine feindselige Zone gibt,
noch heimtückischer als die massiven Teile; ein Parallelepiped aus Luft, wie
ein Aquarium mit durchsichtigen Medusen, die gegen uns konspirieren, während
hier oben (fährt mit der Hand darüber, wie um sich zu vergewissern) alles
noch glatt und gelackt ist, ganz japanischer Spion. Wie sollen wir uns, durch
so viele Hindernisse getrennt, verstehen? Wenn diese halb eingeschlafene Dame,
die merkwürdige Ähnlichkeit mit einem vollgefressenen Maulwurf
hat, unter den Tisch kriechen und uns das Ergebnis ihrer Erkundungen mitteilen
möchte, vielleicht könnten wir dann die Schranke aufheben, die mich nötigt,
mich an Sie zu richten, als würde ich mich von der Mole Southamptons an Bord
der Queen Mary entfernen, ein Schiff, mit dem ich immer schon gern reisen wollte,
und winkte mit einem von Tränen und Yardley-Lavendel durchtränkten Taschentuch
den traurig auf der Mole aufgereihten Parkettsitzen die einzige noch mögliche
Botschaft zu. Ein zutiefst abscheulicher Hiatus, warum hat der Vorstand diesen
Tisch zwischen uns gestellt, der einem obszönen Pottwal ähnelt? Es nützte gar
nichts, mein Herr, wenn man sich erböte, ihn zu beseitigen, denn ein ungelöstes
Problem kehrt auf dem Wege des Unbewußten wieder, wie das Marie Bonaparte in
ihrer Analyse des Falles Madame Lefèvre, die ihre Schwiegertochter in einem
Auto ermordete, überzeugend dargetan hat. Ich anerkenne Ihren guten Willen und
Ihre zur Tat drängenden Muskeln, aber es scheint mir unerläßlich, daß wir das
Wesen dieses unbeschreiblichen Dromedars ergründen, und ich sehe keine andere
Lösung, als daß wir uns beide, Sie auf Ihrer Seite und ich auf der meinen, auf
diese hölzerne Zensur stürzen, die langsam ihr abscheuliches Kenotaph krümmt.
Raus, du obskurantistischer Gegenstand! Er geht nicht, das ist klar. Eine Axt,
eine Axt! " - Julio Cortázar, Ende der Etappe. Die Erzählungen Bd. 4.
Frankfurt am Main 1998
Tisch (6)
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