Tinktur Die Materie der Tinktur ist ein Ding, das, wenn du mich recht auf spagyrisch verstehst, aus drei Dingen durch die vulkanische Kunst in ein Wesen gebracht wurde. Wenn ich es dir nach dem alten Brauch mit seinem Namen nenne, so ist es der rote Löwe, von vielen genannt, aber nur wenigen bekannt.

Mit Hilfe der Natur und des Artisten Kunst kann er sich in den weißen Adler verwandeln, so daß aus einem zwei werden. Der Glanz der Sonne leuchtet dabei nicht dem Spagyriker, aber er ist zweien in einem vorbehalten. Wenn du jetzt nicht verstehst, was die Gewohnheit der Kabbalisten und der Brauch der alten Astronomen ist, bist du weder von Gott in der spagyrischen Kunst geboren noch von der Natur zum Werk des Vulcanus auserkoren. Du bist auch nicht für die Eröffnung der alchimistischen Kunst geschaffen.

Die Materie der Tinktur ist die größte Perle und der edelste Schatz, die nach Eröffnung des Allmächtigen und nach dem Glauben aller Menschen auf Erden sein kann. Es ist die Lili der Arznei und Alchimie, welche die Philosophen so heftig und streng gesucht haben. Da ihnen die ganze Erkenntnis und die vollkommene Bereitung fehlten, haben sie ihn nicht vollkommen zum Ende gebracht. Denn durch ihre Forschung und Erfahrung sind der Anfang der Tinktur und der richtige Grund gefunden, dem meine Mitverwandten folgen sollen. Es ist recht, daß kein anderes seine Larve zu meinem Vorhaben steckt. Mit Recht kann ich nach langer Erfahrung die spagyrische Kunst ver­bessern und das Falsche und Irrige vom Guten scheiden. Mir gebührt es, die Dinge zu bessern und zu ändern, da ich sie lange Zeit erforscht habe. Wenn ich aber die Probe der Alten besser a)s die meine gefunden hätte, so wollte ich dadurch viel Mühe und und Arbeit erspart haben, die ich zum Nutzen, zum Lob und zur Ehre aller frommen Alchimisten ausgestanden habe.

Da nun die Materie der Tinktur genügend erklärt ist, soviel ein Bruder dem anderen seine Treue beweisen kann, so will ich jetzt zur Bereitung übergehen. Außerdem will ich die Erfahrung des ersten Jahrhunderts anzeigen und meine Erfindung erklären. Darauf folgt ernstlich das Jahrhundert der Gnade, wenn du Sophist aus dir und deiner Philosophie auch Patriarchen oder, was du willst, machen solltest.

Die alten Spagyriker haben den Lili einen philosophischen Monat lang faulen lassen. Dann haben sie die feuchten Spiritus davon abdestilliert, bis die trockenen in die Höhe gestiegen sind. Die feuchten Spiritus aber haben sie wieder mit dem Totenkopf' vereinigt und so lange abdestilliert, bis alle trockenen Spiritus alle in die Höhe gestiegen sind. Dann haben sie die gereinigten feuchten und trockenen Spiritus durch den Pelikan zum dritten oder vierten Male miteinander vereinigt, bis der ganze Lili trocken am Grunde gelegen ist.

Die erste Erfahrung der Tinktur hat diese Bereitung vor der Fixation gegeben, und auch unsere Voreltern haben oft in dieser Weise ihren Wunsch ausgeführt. Sie hätten aber auch einen viel näheren Weg zu den Schatzkammern des roten Löwen gehabt, wenn sie die Uebereinstimmung („Konkordanz") der Astronomie und Alchimie gelernt hätten, wie ich sie in der Apokalypse des Hermes angezeigt habe. Da aber jeder Tag, wie unser Herr allen gläubigen Christen zum Trost meldet, seine eigene Plage hat, war vor meiner Zeit den Spagyrikern eine saure Arbeit auferlegt, die jetzt mit Hilfe des schweben­den Geistes im letzten Alter durch meine Praxis und Theorie er­leichtert werden wird. Dies gilt für alle, die bei ihren Werken mit Geduld ausharren. Ich habe die Eigenschaft, das Wesen und die Art der Natur erfahren. Ich kenne ihre Zusammensetzung und Auflösung, was das Höchste und Größte für den Physicus ist und was bisher von den angeblichen Sophisten nie erkannt oder gebraucht wurde. Wie im ersten Jahrhundert die erste Erfahrung die Tinktur geliefert hat, so haben die Spagyriker aus einem Simplex zwei gemacht. Da dann die Erfindung für ein halbes Jahrhundert verloren wurde, sind die Nachkommen durch fleißiges Nachforschen endlich auf die zwei Namen dieses Simplex gekommen, das sie mit einem Wort den Lili genannt haben, der das Subjekt der Tinktur ist. Die Nachfolger der Natur haben diese Materie gleich wie einen Samen in der Erde eine Zeitlang faulen lassen, obwohl durch diese Zerstörung nichts daraus wächst und kein Arcanum entstehen kann. Danach haben sie sittsam die feuchten Spiritus von der Materie abgezogen, bis sich endlich auch die trockenen durch die größere Gewalt des Feuers sublimiert haben. Sie haben wie der Bauersmann gehandelt, der die reife Frucht je nach der bestimmten Jahreszeit erntet. Eines pflegt nach dem anderen aufzusteigen und abzufallen. Wie nach dem Lenz sich endlich der Sommer zeigt, so haben sie die feuchten und trockenen Spiritus einverleibt und das Magisterium der Tinktur so weit hervorgebracht, bis es in seine Aehre gegangen ist und sich der Reife näherte. - (par)

Alchimie Pflanze Pflanze

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