ilgung Claudius hatte sich in den Palast zurückbegeben, früh gespeist und sich beruhigt. Vom Weine angeregt, gab er Befehl, die Arme - diesen Ausdruck soll er gebraucht haben -aufzusuchen und sie für den nächsten Tag zur Gerichtsverhandlung zu laden. Sowie Narcissus das hörte, sowie er merkte, daß der Zorn verraucht war und die Liebe wieder erwachte, eilte er hinaus - die Nacht war nahe, und man mußte befürchten, daß ihm das eheliche Zusammenleben mit seiner Frau in Erinnerung kam - und gab den Centurionen und dem anwesenden Tribunen Weisung, die Hinrichtung zu vollziehen: es sei kaiserlicher Befehl. Zur Aufsicht und Vollstreckung wurde ihnen Euodus, ein Freigelassener, mitgegeben.

Dieser lief voraus in die Gärten. Er fand Messalina auf der Erde hingelagert, neben ihr sitzend ihre Mutter Lepida, die mit Ihrer Tochter, solange sie im Glücke war, durchaus nicht einträchtig gelebt hatte, ihr jetzt aber in der äußersten Not ihr Mitleid nicht versagen konnte. Sie riet ihr, nicht auf den Henker zu warten; ihr Leben sei nun doch dahin, ein edler Tod sei alles, was ihr noch übrigbleibe. Aber die Ausschweifungen hatten sie gebrochen; in ihrer Seele lebte kein Ehrgefühl mehr. Sie erging sich in Tränen und endlosen Klagen, bis das Tor stürmisch aufgerissen wurde und die Soldaten vor ihr standen, der Tribun schweigend, der Freigelassene viele gemeine Schimpfworte gegen sie ausstoßend. Jetzt endlich begriff sie ihre Lage. Sie nahm das Schwert und drückte es zitternd und erfolglos an die Kehle und die Brust. Da erstach sie der Tribun. Die Leiche überließ man der Mutter.

Claudius erhielt bei der Tafel die Meldung, Messalina sei tot. Man erklärte nicht näher, ob sie durch eigne oder durch fremde Hand gefallen sei. Er fragte auch nicht. Er ließ sich den Becher geben und hielt sein gewöhnliches Trinkgelage. Auch an den folgenden Tagen äußerte er weder Entrüstung noch Freude, weder Groll noch Trauer, überhaupt kein einziges menschliches Gefühl, mochte er nun die triumphierenden Ankläger oder seine betrübten Kinder vor Augen haben.

Der Senat kam seiner Vergeßlichkeit noch zu Hilfe. Er beschloß die Tilgung ihres Namens und die Entfernung ihrer Standbilder aus der Öffentlichkeit wie aus den Privathäusern. Narcissus erhielt die Abzeichen des Quästorenranges.  - (tac)