igerweib  Die drei oder vier Stripperinnen vom Anfang kamen noch einmal auf die Bühne. Jeder von uns hatte eine, in die er verliebt war. Baidy's Auserwählte war eine abgemagerte Französin; sie litt an Asthma und hatte schwarze Tränensäcke unter den Augen. Jimmy gefiel das Tigerweib (eigentlich hieß sie ›Die Tigerin‹). Ich hatte Jimmy darauf aufmerksam gemacht, daß die eine Titte des Tigerweibs eindeutig größer war als die andere.

Meine hieß Rosalie. Sie hatte einen großen Arsch, und sie schlenkerte und schlenkerte ihn und sang komische kleine Songs dazu; und während sie da oben am Strippen war,

Stripperin, nach Robert Crumb

redete sie mit sich selbst und kicherte. Sie war die einzige, die wirklich Spaß hatte an ihrer Arbeit. Ich war verliebt in Rosalie. Ich nahm mir immer wieder vor, ihr zu schreiben und ihr zu sagen, wie großartig sie sei, aber irgendwie kriegte ich nie die Kurve.

Eines Nachmittags warteten wir nach der Show auf die Straßenbahn, und da stand das Tigerweib und wartete ebenfalls auf die Straßenbahn. Sie trug ein engsitzendes grünes Kleid, und wir standen da und sahen sie an.

»Es ist dein Girl, Jimmy, es ist das Tigerweib.«

»Boy, die hat es! Seht euch das an!«

»Ich werd sie anquatschen«, sagte Baidy.

»Es ist Jimmy's Girl.«

»Ich will nicht mit ihr reden«, sagte Jimmy.

»Ich werd sie anquatschen«, sagte Baidy. Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie an und ging zu ihr hin.

»Hi ya, Baby!«, sagte er und grinste sie an.

Das Tigerweib gab keine Antwort. Sie sah einfach stur geradeaus und wartete auf die Straßenbahn.

»Ich weiß, wer du bist. Ich hab mir heute deinen Striptease angesehen. Du hast es, Baby, du hast es wirklich!«

Das Tigerweib gab keine Antwort.

»Du machst wirklich einen locker, meine Güte, du machst wirklich einen locker!«

Das Tigerweib starrte eisern geradeaus. Baidy stand da und grinste sie an wie ein Idiot. »Bei dir würd ich ihn gern mal reinhängen. Dich würd ich gern mal ficken, Baby!«

Wir gingen hin und zerrten ihn weg. Wir nahmen ihn zwischen uns und gingen mit ihm die Straße runter. »Du Arschloch, du hast kein Recht, so mit ihr zu reden!«

»Na, sie geht doch da rauf und schlenkert ihre Sachen, sie stellt sich vor ne Horde Männer hin und schlenkert ihre Sachen!«

»Sie versucht bloß ihren Lebensunterhalt zu verdienen.«

»Sie ist heiß, sie ist wild drauf, sie will es!«

»Du spinnst ja.« Wir gingen mit ihm die Straße runter.  - Charles Bukowski, Die Stripperinnen vom Burbank & 16 andere Stories. Frankfurt am Main 1980 (zuerst 1975)

 

Weib Tiger

 

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Verwandte Begriffe
Tigerin
Synonyme
Weiberarsch