ierliebe
Es wird mir unvergeßlich bleiben, was er sich von Hodge, seinem
Kater, alles gefallen ließ, für den er jeweils selber Austern holen ging, weil
er befürchtete, falls er seinen Diener damit betraute, könnte dieser eine Abneigung
gegen das arme Tier fassen. Leider gehöre ich zu denen, die vor Katzen einen
Ekel haben; es ist mir nie recht wohl, solange sich eine im gleichen Zimmer
befindet, und ich muß gestehen, daß mir die Anwesenheit des obgenannten Hodge
oft recht lästig war. Einmal kletterte die Katze mit allen Anzeichen des Behagens
an Dr. Johnson empor, während er sie gemütlich kraulte und am Schwanz
zog; als ich bemerkte, es sei eine schöne Katze, erwiderte er: «Ja, aber ich
habe welche gehabt, die ich noch lieber mochte », und dann, als mache der Kater
eine betretene Miene, setzte er hinzu:
«Aber Hodge ist ein gutes Tier, ein sehr gutes Tier sogar.»
Dabei fällt mir ein, was er einst von einem heruntergekommenen jungen Mann
aus guter Familie sagte: «Das letzte, was ich von ihm hörte, war, er laufe in
der Stadt herum und schieße auf Katzen.» Dabei kam ihm seine eigene Hauskatze
in den Sinn, und er sagte, halb in Gedanken : «Aber Hodge soll nicht erschossen
werden; nein, nein, Hodge soll nicht erschossen werden.» - (
johns
)
Tierliebe (2) Er hatte eine Katze,
die er zu masturbieren begann. Mit dem Erfolg, daß sie schließlich nicht mehr
von ihm wich. Das ging eine Weile gut, bis es Rebell zu lästig wurde.
Die Katze war aber darum nicht minder bedürftig. Daraufhin mußte der Kammerdiener
sich ihrer annehmen. Wenn sie sich verliebt zeigte, rief Rebell den Kammerdiener
herbei und sagte zu ihm: «Jean, masturbieren Sie die Katze», genauso, als hätte
er gesagt: «Jean, reichen Sie mir meinen Hut.» Und mit einem Bleistift, der
zu diesem Zweck sorgfältig gespitzt worden war, waltete der Bedienstete seines
Amtes. - (
leau
)
Tierliebe (3) Colette erzählt mir
von ihrer Sammlung Siamkatzen, einem ganzen Wurf Neugeborener. In Wirklichkeit
mag sie nur Luxustiere. Auch die Art, wie sie von den gelegentlichen Streitereien
zwischen Hunden und Katzen spricht. Ganz anders als ich, der nichts mehr fürchtet
als das. Auch was sie von Tieren sagt, die einem wegsterben und die man in den
Gully werfen soll. So ist die tote Kiki la Doucette in den Wallgraben geworfen
worden. Kurzerhand! Ich habe meiner Verwunderung Ausdruck gegeben, Vallette
ebenfalls. Was mit uns gelebt, was uns liebkost hat, was wir liebkost und geküßt
haben, was ein Teil unseres Lebens, unseres Hauses gewesen ist, das so wegzuwerfen!
Sie macht den Eindruck, als liebe sie ihre Tiere ein wenig wie eine Dompteuse.
- (
leau
)
Tierliebe (3) R. R., Senorita, war von einer
tiefen Liebe zu den Tieren erfüllt und entdeckte, daß diese unverstandenen Geschöpfe,
denen die Gabe des Wortes fehlt, ebenfalls die zwingende Notwendigkeit empfinden,
von den Menschen geliebt zu werden. Warum glaubst du, Armando, fragte er mich,
leben die Tintenfische in der Nähe der Küste, einen Steinwurf entfernt von dem
kleinen Fischerdorf? Warum, glaubst du, klettern sie in Vollmondnächten auf
die Felsen und richten ihre großen, phosphoreszierenden Augen auf die Menschen,
die auf dem Uferdamm spazierengehen? Dieser holde Freund, Senorita, liebte sogar
die Insekten (für die fast alle Menschen eine unüberwindliche Abscheu empfinden),
und mehr als einmal gestand er mir, daß abends, wenn er nach Hause zurückkehrte,
die Kakerlaken in einer Prozession
herbeigeeilt kamen, um ihn an der Tür zu begrüßen,
und dabei genauso fröhlich ihre Fühler bewegten wie die Hunde
ihren Schwanz. - Javier Tomeo, Der Löwenjäger.
Berlin 1988
Tierliebe (4)
- Apollonia Saintclair
Tierliebe (5)
Tierliebe (6) Damit sein Licblingspferd
Incitatus (»Heißsporn«) nicht gestört würde, ließ Caligula jeweils
einen Tag vor den ZirkusspieIen in der ganzen Nachbarschaft durch Soldaten Stillschweigen
gebieten. Das Tier hatte einen Stall aus Marmor, eine Krippe aus Elfenbein,
purpurne Satteldecken und edel-stcinverziertes Zaumzeug. Dazu bekam es noch
ein Stadthaus mit Dienerschaft und Mobiliar, damit in seinem Namen geladene
Gäste standesgemäß empfangen werden könnten. Man sagt sogar, er habe vorgehabt,
das Pferd zum Konsul zu machen. - Sueton, nach
(gsv)