ierfreund  Fest steht, daß im standesamtlichen Register von Williamsburg, Brooklyn, der Name Edward Ostermann lautet, der später zu Eastman amerikanisiert wurde. Befremdlich ist die Tatsache, daß dieser wüste Schurke hebräischer Abkunft war. Er war der Sohn eines jener Gastwirte, die an ihrem Lokal das Zeichen für koscher anbringen, und wo Männer mit Rabbinerbärten das ausgeblutete, dreimal gereinigte Fleisch von nach ritueller Vorschrift abgestochenen Kälbern ohne Gefährdung zu sich nehmen können. Im Alter von neunzehn Jahren, gegen 1892, eröffnete er mit Hilfe seines Vaters eine Vogelhandlung. Die Lebensweise der Tiere aufzuspüren, ihre kleinen Beschlüsse und ihre unerforschliche Unschuld zu beobachten, war eine Leidenschaft, die ihm bis ans Ende blieb. In späteren Glanzepochen, als er verächtlich die Sandblattzigarren der schmierigen Sachems von Tammany zurückwies oder die besten Bordelle besuchte in einem Automobil, das wie der natürliche Sohn einer Gondel aussah, machte er ein zweites, aber falsches Geschäft auf, das hundert edle Katzen und mehr als vierhundert Tauben beherbergte — die jedoch für niemanden käuflich waren. Er liebte jedes Tier und pflegte zu Fuß ihr Gehege zu durchwandern, auf dem Arm eine beglückte Katze, mit andern, die ihm eifersüchtig nachstrichen.

Er war ein niederschmetternder und riesenhafter Mann. Der Nacken war gedrungen wie bei einem Stier, die Brust unbezwinglich, die Arme streitbar und lang, das Nasenbein gebrochen, das Gesicht, obwohl von Narben gezeichnet, nicht so bedeutend wie der Körper, die Beine gekrümmt wie die eines Reiters oder Seemanns. Auf ein Hemd konnte er ebenso leicht verzichten wie auf einen Rock, nicht jedoch auf ein schmieriges Hütchen, das auf seinem zyklopischen Schädel thronte. Die Menschen pflegen sein Andenken. Äußerlich ist der konventionelle Filmgangster eine Kopie von ihm, nicht von dem grobschlächtigen und aufgeschwemmten Capone. Von Wolheim wird gesagt, sie hätten ihn für Hollywood engagiert, weil seine Züge unmittelbar auf die des unvergessenen Monk Eastman anspielten... Dieser pflegte sein Räuberimperium mit einer blaugefiederten Taube auf der Schulter zu durchstreifen, wie ein Stier mit einem Finken auf dem Rücken.

Um das Jahr 1894 gab es in der Stadt New York eine Überfülle öffentlicher Tanzsalons. Eastman war beauftragt, in einem von ihnen für Ordnung zu sorgen. Die Legende berichtet, daß der Impresario ihn nicht annehmen wollte, und daß Monk seine Tauglichkeit unter Beweis stellte, indem er mit Getöse das Riesenpaar, das den Posten bisher versehen hatte, demolierte. So hielt er die Stellung bis 1899, gefürchtet und allein.

Für jeden Krakeeler, den er zum Schwaigen brachte, schnitzte er mit dem Messer eine Kerbe in den derben Knüppel. Eines Abends fesselte eine spiegelnde Glatze, die sich über einen Bierkrug neigte, seine Aufmerksamkeit, und er zerschmetterte sie mit einem Hieb. »Mir fehlte eine Marke an Fünfzig!« rief er hinterher aus. - (bo3)

Tierliebe Freundschaft
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