Tierähnlichkeit  »Kommen Sie, Madam, quälen Sie sich nicht. Wir alle haben eine fatale Ähnlichkeit mit der Tierwelt. Gewiss ist Ihnen bewusst, dass Ihr eigenes Aussehen an das eines Pferdes erinnert, also ... also quälen Sie sich nicht, alles ist verworren und unklar auf unserem Planeten.« - (wind)

Tierähnlichkeit (2) Im Wiener »Tag« stand am 18. Oktober 1925, als Stück in einer Reihe von Anekdoten aus dem Literatenmilieu: Leo Perutz erzählt: »Jeder Mensch hat irgend ein Tier, dem er ähnlich sieht. Der eine schaut aus wie eine Spitzmaus, der andere wie ein Nashorn. Mein Tier ist der— Otto Soyka.« Ich habe keine Sympathie für diese Art von Scherzen, aber der Genannte - im Weltkrieg Offizier gewesen, danach Schriftsteller wie Perutz - hatte noch weniger Sinn dafür. So stand schon am 19. Oktober im Wiener »Morgen«, wie es weitergegangen war: Gestern abend betrat der Schriftsteller Otto Soyka eilenden Fußes das Café Herrenhof, ging durch das Vestibül und den vorderen Saal schnurstracks auf den Dichter Leo Perutz zu und versetzte ihm von rechts und von links zwei schallende Ohrfeigen. Diese Ohrfeigen waren von den Worten begleitet; »Auf daß Sie mir nicht mehr ähnlich sehen!« Es gab einen kleinen Tumult und die Ankündigung der Beleidigungsklage durch Perutz. Wenn irgend etwas an dieser Geschichte noch verwundert, ist es die Sicherheit, mit der der Rächer seiner Ehre so aufs genaueste wissen konnte, wo er das Objekt seiner immerhin treffend begründeten Verunstaltung antreffen würde. Da beständen heute ganz andere Schwierigkeiten — und vor allem den Effekt störende Verzögerungen.

Wiederum nur einen Tag später und diesmal wieder im »Tag« wurde der Bericht des »Morgen« durch eine Zuschrift von Leo Perutz derart zurechtgerückt, daß die Lust am Ohrfeigen auf die vorherige Abwägung physischer Verhältnisse verwiesen wurde. Herr Soyka sei an den Unrichtigen geraten, und zwar in jeder Hinsicht. Kein Anlaß mehr zur gerichtlichen Beleidigungsklage, weil ich mir an Ort und Stelle ausreichende Genugtuung verschafft habe, die noch weit empfindlicher für Herrn Soyka ausgefallen wäre, wäre der Aggressor nicht vom Personal des Kaffeehauses sogleich an die frische Luft gesetzt worden. So wäre alles, als wäre nichts gewesen - gäbe es da nicht die Kleinigkeit, daß Soykas >Augenglas< als Trophäe in den Händen des Platzhalters geblieben ist. Er trumpft auf, indem er das, was einmal eine Fahne gewesen wäre, seinem Schreiben beifügt und bittet, es Herrn Soyka zur Verfügung zu halten. Der »Tag« bestätigt, daß er das Corpus delicti zur Abholung bereithalte. Soyka könne es in der Redaktion jederzeit beheben lassen oder selbst beheben, wenn dies ohne Gefährdung der körperlichen Sicherheit und des Augenglases geschehen kann.  - (blum) 

 

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